Betreuungszahlen

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Datei:Betreuungszahlen2004.gif
Anzahl der Betreuten am Jahresende

Betreuungszahlen 2006

Die Zahl der Menschen, die rechtlich gem. § 1896 BGB betreut wurden, ist auch 2006 weiterhin angestiegen. Am 31.12.2006 wurden in der Bundesrepublik Deutschland 1.227.932 Menschen rechtlich betreut. Quelle: Bundesministerium der Justiz; GÜ2 (sowie württ. Notariatskammer)

Gegenüber den Zahlen ein Jahr zuvor waren dies 29.559 Personen (2005: 40.554) mehr (Steigerung um 2,47%, Vorjahr 3,5 %). Die Steigerungrate bei den Betreuungszahlen ist auch weiterhin rückläufig. Während in den Jahren 1995 bis 1999 die Steigerung durchschnittlich bei 9,32 % lag, sank sie in den Folgejahren deutlich.

Weitere Daten beziehen sich dezeit auf das Jahr 2005:

Es gibt weiterhin deutliche Unterschiede in den einzelnen Bundesländern: Während in Baden-Württemberg die Zahl der Betreuungen je 1.000 Einwohner bei 8,92 liegt und damit wie bisher den niedrigsten Wert erreicht (mit weiterem Abstand auf Platz 2 und 3: Bremen mit 12,96, Bayern mit 13,82), sind die Betreuungszahlen im Saarland mit 20,73 gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern mit 18,36 und Berlin mit 17,97)am höchsten.


Bundesland

Einwohner- zahl 31.12.2005

Betreu- ungen 31.12. 2001

Betreute je 1000 Einw. 31.12.2001

Betreu- ungen 31.12.2002

Betreute je 1000 Einw. 31.12.2002

Betreu- ungen 31.12.2003

Betreute je 1000 Einw. 31.12.2003

Betreu- ungen 31.12.2004

Betreute je 1000 Einw. 31.12.2004

Betreu- ungen 31.12.2005

Betreute je 1000 Einw. 31.12.2005

Baden - Württ.

10.735.701

81.029

7,56

84.308

7,87

88.345

8,24

89.671

8,37

95.737

8,92

Bayern

12.468.726

145.578

11,70

152.724

12,27

157.688

12,67

165.422

13,29

172.323

13,82

Berlin

3.395.189

49.679

14,66

53.440

15,77

56.638

16,72

58.621

17,30

61.028

17,97

Branden- burg

2.559.483

35.399

13,79

37.601

14,64

40.130

15,63

41.409

16,13

42.479

16,60

Bremen

663.467

6.623

9,99

6.980

10,52

7.520

11,34

8.185

12,34

8.597

12,96

Hamburg

1.743.627

16.938

9,76

18.059

10,41

19.065

10,99

22.281

12,84

24.321

13,95

Hessen

6.092.354

72.871

11,95

79.225

12,99

82.189

13,48

85.119

13,96

88.016

14,45

Mecklen- burg-V.

1.707.266

24.253

14,10

25.934

15,08

27.619

16,06

29.466

17,13

31.347

18,36

Nieder- sachsen

7.993.946

108.036

13,50

113.903

14,24

119.872

14,98

128.926

16,11

128.174

16,03

NRW

18.058.105

224.966

12,45

237.768

13,15

250.516

13,86

264.911

14,66

273.232

15,13

Rhein- land -Pf.

4.058.843

50.867

12,53

54.797

13,49

58.012

14,28

60.798

14,97

63.349

15,61

Saarland

1.050.293

15.644

14,81

17.429

16,50

19.331

18,30

20.602

19,50

21.768

20,73

Sachsen

4.273.754

57.271

13,33

60.586

14,10

63.509

14,78

65.325

15,21

66.857

15,64

Sachsen -Anh.

2.469.716

33.847

13,57

36.613

14,68

39.056

15,66

40.910

16,40

43.823

17,74

Schleswig -Holst.

2.832.950

36.840

13,02

39.300

13,89

40.504

14,32

42.560

15,05

42.105

14,86

Thüringen

2.334.575

26.551

11,27

28.739

12,20

30.632

13,01

33.613

14,27

35.217

15,08

BRD

82.437.995

986.392

11,96

1.047.406

12,70

1.100.626

13,34

1.157.819

14,03

1.198.373

14,54

Anstieg ggü. Vorjahr

61.678

6,67%

61.014

6,19%

53.220

5,08%

57.193

5,20%

40.554

3,5%


Von den im Jahre 2005 erstmalig bestellten Betreuern (Gesamtzahl 232.097) waren 68,3 % ehrenamtlich (Vorjahr 68,3 %).

Die Anteile im Einzelnen:

  • 145.021 mal wurden Familienangehörige bestellt, das waren 62,48 % (Vorjahr 142.006 = 62,38 %),
  • 13.494 mal wurden sonstige ehrenamtliche Betreuer bestellt, dies entsprech 5,81 % (Vorjahr 14.295 = 6,28 %),
  • 58.462 mal wurden selbstständige Berufsbetreuer bestellt = 25,19 % (Vorjahr 55.521 = 24,39 %), davon Rechtsanwälte 8.485 (Vorjahr 8094),
  • 13.653 mal wurden Vereinsbetreuer sowie Betreuungsvereine bestellt = 5,88 % (Vorjahr 14.003 = 6,15 %),
  • 1467 mal wurden Behördenbetreuer sowie Betreuungsbehörden bestellt = 0,63 % (Vorjahr 1.819 = 0,8 %).

Während der Anteil der familienangehörigen Betreuer gegenüber früheren Jahren nahezu gleich geblieben ist, hat sich der Trend weg vom sonstigen ehrenamtlichen Betreuer, vom Betreuungsverein und von der Betreuungsbehörde hin zum selbstständigen Berufsbetreuer weiter verstärkt.

Betreuervergütung

Die Zahlungen für Betreuervergütungen und Aufwendungsersatz aus der Staatskasse betrugen 2005 insgesamt 437.304.586 € (Vorjahr 423.761.508 €) und erhöhten sich um 3,2 %. Die Mitte 2005 geäußerten Befürchtungen, die neue pauschale Betreuervergütung werde die Ausgaben der Staatskasse überproportional erhöhen, ist somit nicht eingetreten.

Auf die Zahl der Betreuten umgerechnet, sanken die Ausgaben im Jahre 2005 von 366,00 € auf 364,30 €. Die Pro-Kopf-Belastung je Einwohner für Aufwendungen und Betreuervergütungen lag im Bundesdurchschnitt 2005 bei 5,30 € (Vorjahr 5,14 €).

Verfahrenspfleger

Datei:Verfahrenspflegerbestellungen.gif
Verfahrenspflegerbestellungen in Betreuungs- und Unterbringungsverfahren

Die Bestellung von Verfahrenspflegern stieg von 92.073 im Jahre 2004 auf 93.493 (Erhöhung um 1,54 %). Unter den bestellten Verfahrenspflegern waren 56.643 mal Rechtsanwälte (60,59 %). Diese Relation ist gegenüber dem Vorjahr nahezu unverändert.

Einwilligungsvorbehalte

 
Anordnung von Einwilligungsvorbehalten

Einwilligungsvorbehalte1903 BGB) wurden 11.652 mal angeordnet (2004: 10.843 Erhöhung um 7,46 %).


Heilbehandlungen

 
Genehmigte Heilbehandlungen

Die Zahl der genehmigten Maßnahmen nach § 1904 BGB (gefährliche Heilmaßnahmen) stieg von 2.646 im Jahre 2004 auf 3.016 (Anstieg um 14 %). In den Jahren zuvor hatten sich die Zahlen dieser Genehmigungen stets rückläufig entwickelt (2002: 3877, 2003: 2824).

Quelle: Bundesministerium der Justiz; Sondererhebung Verfahren nach dem Betreuungsgesetz 1992 - 2004 (Zahlen ab 2000 ohne Hamburg), Grafik: Deinert

Einige weitere Zahlen:

Sterilisationsgenehmigungen1905 BGB) wurden im Jahre 2005 insgesamt 262 mal erteilt (Erhöhung um 70,1 %). Somit ist der erhebliche Anstieg von 80 Genehmigungen im Jahre 2003 auf 154 Genehmigungen im Jahre 2004 fortgesetzt worden.

Bei Freiheitsentziehenden Maßnahmen ist ein unterschiedlicher Trend festzustellen. Sie wurden wie folgt genehmigt (Zahlen 2004 in Klammern)

  • § 1906 Abs. 1 BGB (zivilrechtliche Unterbringung durch Betreuer): 45.778 (46.381); Rückgang um 1,3 % nach einer Steigerung 2004 um 6,5% im Vergleich zu 2003, als 43.383 Unterbringungen nach Betreuungsrecht (BGB) gezählt wurden.

Zum Vergleich: 2004 wurden in Deutschland 62.981 Patienten gegen ihren Willen nach den Unterbringungsgesetzen der Länder untergebracht, 2003 waren es 59.418 (Steigerung um 5,7%).

Die Zahl der anerkannten Betreuungsvereine in Deutschland ist weiterhin rückläufig. Bundesweit bestanden Ende 2005 insgesamt noch 853 anerkannte Betreuungsvereine (2003: 902, 2004: 853). Insgesamt wurden 648 Betreuungsvereine mit insgesamt 9.180.109 € gefördert (Vorjahr: 11.161.186 €). Die Landesförderung war somit erneut rückläufig.

Siehe auch


Literatur

  • Bienwald: Die betreute Republik. Zur übergroßen Zahl von Betreuungsfällen; BtPrax 2002,3
  • Böhm: Warum bestellen die Gerichte so viele (oder so wenige) Betreuer; BtPrtax 1996, 86
  • der Berufsbetreuer/innen: Situation und Perspektiven der Professionalisierung von Berufsbetreuern (bdb argumente Nr. 2), Hamburg 2004
  • Coeppicus, Faszinierende Zahlen zum Betreuungsrecht, Rpfleger 2000,50 sowie
  • ders.: Berichte aus der Praxis; in Einer trage des anderen Last, Tagungsdokumentation der Ev. Akademie Loccum; Rehburg-Loccum, 1999
  • Crefeld: Von den wachsenden Bedürfnissen nach Betreuern in unserer Gesellschaft; in: Einer trage des anderen Last; Tagungsdokumentation der Ev. Akademie Loccum; Rehburg-Loccum, 1999
  • Crefeld: Gesundheitsberichterstattung zur Anwendung des Unterbringungsrechts nach dem PsychKG NRW und dem Betreuungsrecht; FESA-Transfer-Beiträge, Band 12; Bochum 2005, ISSN 0948-2501
  • Deinert: Aktuelle Zahlen zur Praxis des Betreuungsrechtes, FamRZ 1998, 934.
  • ders. Dokumentation Betreuungszahlen 2000; BtPrax 2002, 25
  • ders.: Zur steigenden Zahl von Menschen unter rechtlicher Betreuung; Verbandszeitung des BdB 39/2002, S. 21
  • ders.: Betreuungszahlen 2001; BtPrax 2002, 204
  • ders.: Betreuungszahlen 2002; BtPrax 2003, 257
  • ders.: Betreuungszahlen 2003; BtPrax 2004, 227
  • Deutscher Bundestag: Bundestagsdrucksache 13/7133 vom 5.3.1997
  • Dodegge: Warum bestellen die Gerichte so viele Betreuer? BtPrax 1996, 8
  • Funk/Oberlander: Berufsbild und Qualitätssicherung in der Berufsbetreuung; Hamburg 2003
  • Goers: Sind Betreuungsvereine bald Vergangenheit? Ergebnisse einer bundesweiten Befragung; BdB Aspekte 42/2002, 15
  • Hoffmann/Tamayo Korte: Betreuungsrechtliche Praxis in Einrichtungen der stat. Altenhilfe; Stuttgart 2002
  • Lüdecke: Rechtliche Betreuer – die neuen Preistreiber ? BtPrax 2003, 217
  • Marschner: Zivilrechtliche und öffentlich-rechtliche Unterbringung; BtPrax 2006, 125
  • Müller: Zum Recht und zur Praxis der betreuungsrechtlichen Unterbringung; BtPrax 2006, 123
  • Oberloskamp u.a.: Hauptamtliche Betreuer und Sachverständige; Köln 1992
  • Schloemer: Warum regen Krankenhäuser, Altenheime und soziale Diensteso viele Betreuungen an? BtPrax 1996, 12
  • Sellin/Engels: Qualität, Aufgabenverteilung und Verfahrensaufwand bei rechtlicher Betreuung, Köln 2003
  • VGT e.V.: Stellungnahme des VGT vom 24.2.04 zum Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Betreuungsrechts, Anlage 1; *Betrifft: Betreuung Nr. 7, S. 58; Recklinghausen 2004
  • Weinbörner: Zur Vergabe einer rechtstatsächlichen Untersuchung zum Betreuungsrecht; BtPrax 2002, 22
  • Zenz u.a.: Vormundschaft und Pflegschaft für Volljährige, Köln 1987


Weblinks