Betreuungszahlen: Unterschied zwischen den Versionen

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==Aufwendungsersatz und Vergütung==
 
==Aufwendungsersatz und Vergütung==
  
Die Ausgaben der Staatskasse für Aufwendungsersatz und Vergütungen der Betreuer und Verfahrenspfleger betrugen 2008 nach der Erhebung des BfJ (Sondererhebung Verfahren nach dem BtG) 614,27 Mio Euro und nach der [http://www.justiz.sachsen.de/smj/download/Ergebnisse_B-L-AG_Betreuungsrecht.pdf Kostenabfrage des ISG] 640,44 Mio Euro. Der Unterschiedsbetrag von 4,1 % kann durch unterschiedliche Zählungverfahren entstanden sein. Der Kostenanstieg ggü. dem Vorjahr beträgt bei beiden Zählungen 6,3 %.
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Die Ausgaben der Staatskasse für [[Aufwendungsersatz]] und [[Betreuervergütung|Vergütungen der Betreuer]] und [[Verfahrenspfleger]] betrugen 2008 nach der Erhebung des BfJ (Sondererhebung Verfahren nach dem BtG) 614,27 Mio Euro und nach der [http://www.justiz.sachsen.de/smj/download/Ergebnisse_B-L-AG_Betreuungsrecht.pdf Kostenabfrage des ISG] 640,44 Mio Euro. Der Unterschiedsbetrag von 4,1 % kann durch unterschiedliche Zählungverfahren entstanden sein. Der Kostenanstieg ggü. dem Vorjahr beträgt bei beiden Zählungen 6,3 %.
  
 
==Siehe auch==
 
==Siehe auch==

Version vom 23. September 2009, 16:14 Uhr

Anzahl der Betreuten am Jahresende
Betreuungen je Einwohner

Betreuungszahlen 2005 - 2008

Die Zahl der Betreuungsverfahren ist zum Jahresende 2008 auf 1.273.265 und somit um 2,5 % (31.085 Personen) angestiegen. Damit ist die Steigerungsrate gegenüber 2007 erhöht, als diese auf 1,27 % gefallen war und liegt wieder im Bereich des Jahres 2006 (2,36 %). Zugleich sind sowohl die Registrierungen von Vorsorgevollmachten als auch die von Bevollmächtigten gestellten Genehmigungsanträge angestiegen.

Bei den Erstbestellungen von Betreuern (2008: 245.669; 2007: 231.949) ist der in den letzten Jahren festgestellte Rückgang der ehrenamtlichen Betreuungen nicht mehr feststellbar gewesen. Der Gesamtanteil für ehrenamtliche Betreuer lag bei 67,8. (2007: 67,43 %), wobei der Anteil der nicht familienangehörigen Ehrenamtlern allerdings weiter sank (Anteil an der Gesamtzahl 2008: 5,19 %, 2007: 5,45 %).

Innerhalb der beruflichen Betreuungen wurde der Rückgang von Vereinsbetreuungen zugunsten der durch selbstständige Berufsbetreuer geführten Betreuungen gestoppt (2008: 5,61 %, 2007: 5,49 %. Der Behördenbetreueranteil verringerte sich erneut (2008: 0,28 %, 2007: 0,54 %, Selbstständige Berufsbetreuer wurden 2008 zu 27,95 % bestellt (2007: 26,54 %). Der Anteil der nichtanwaltlichen Berufsbetreuer betrug 2008 22,81 % (2007: 22,09 %). Anwälte als Berufsbetreuer wurden 2008 zu 5,14 %, (2007: 4,45 %) bestellt.

Im Jahre 2005 waren nach dem Zwischenbericht 2007 des Kölner ISG:

  • 26,5 % der von Berufsbetreuern betreuten Personen im Alter von 18 – 39 Jahren,
  • 47,0 % im Alter von 40 – 69 Jahren sowie
  • 26,5 % 70 Jahre und älter.

Nach dem Zwischenbericht 2007 des Kölner ISG waren folgende medizinische Diagnosen Grundlagen die Bestellung beruflicher Betreuer im Jahre 2005:

  • 6,9 % Körperliche Behinderung
  • 19,9 % Demenz
  • 16,7 % Sucht
  • 33,4 % sonstige psychische Krankheit
  • 15,9 % geistige Behinderung
  • 19,7 % Mischbild Krankheit und Behinderung

Betreuerwechsel

Bei Betreuerwechseln (2008: 35.948; 2007 33717) waren die Betreueranteile erneut höchst unterschiedlich gegenüber den Erstbestellungen. Familienangehörige wurden zu 27,03 % (2007: 27,19 %) bestellt, sonstige Ehrenamtler zu 14,96 % (2007: 15,45%), Berufsbetreuer zu 42,15 % (2007: 41,01 %) Vereinsmitarbeiter wurden zu 15,38 % (2007: 15,61 %), Behördenmitarbeiter zu 0,49 % (2007: 0,74 %) bestellt. In 4.530 Fällen erfolgte ein Wechsel von beruflicher zu ehrenamtlicher Betreuung (entspricht 12,6 %; 2007: 3.940 = 11,7 %).

Verfahrenspfleger

Verfahrenspflegerbestellungen in Betreuungs- und Unterbringungsverfahren

Die Bestellung von Verfahrenspflegern ist 2008 erheblich angestiegen (2008: 98.019 2007: 89.576) und überstieg auch die bisherige Höchstzahl 2005 (93493) deutlich. 2008 wurden in 67 % der Fälle Anwälte als Verfahrenspfleger bestellt, in 33 % andere beruflich tätige Personen. Ehrenamtliche Verfahrenspfleger wurden nicht gezählt.

Einwilligungsvorbehalte

Anordnung von Einwilligungsvorbehalten

Einwilligungsvorbehalte1903 BGB) wurden 2008 13.306 mal (2007 12.050) angeordnet. Gegenüber dem Vorjahr war dies eine Steigerung von 10,42 %. Die Quote von Einwilligungsvorbehalten in Relation zu Erstbestellungen lag im regionalen Vergleich 2008 zwischen 2,96 % (Bayern) und 8,97 (Schl.-Holstein) (2007 zwischen 2,24 % [Bremen] und 9,33% [Brandenburg]). Der Mittelwert lag 2008 bei 5,43 % (2007: 5,37 %).

Heilbehandlungen

Genehmigte Heilbehandlungen

Die Zahl der genehmigten Maßnahmen nach § 1904 BGB (gefährliche Heilmaßnahmen) sank 2008, allerdings nur geringfügig. Sie betrug 2008 3.481 (2007: 3.513). Im Jahre 2008 waren von diesen Genehmigungen 610 = 16,46 % (2007: 560 = 15,94 %) nicht von Betreuern, sondern von Bevollmächtigten beantragt worden.

Quelle: Bundesamt für Justiz; Sondererhebung Verfahren nach dem Betreuungsgesetz 1992 - 2008 (Zahlen 2000 - 2007 ohne Hamburg), Grafik: Deinert

Einige weitere Zahlen:

Sterilisationsgenehmigungen1905 BGB) erfolgten 89 mal (2007: 55). Im Vergleich mit früheren Jahren verbleiben die Genehmigungszahlen auf niedrigem Niveau.

Bei Freiheitsentziehenden Maßnahmen ist ein unterschiedlicher Trend festzustellen. Sie wurden wie folgt genehmigt

  • Genehmigungen nach § 1906 Abs. 1 BGB

Freiheitsentziehende Maßnahmen wurden 2008 52.811 mal (2007 48.909) genehmigt. Gegenüber dem Vorjahr war das ein Anstieg um 1,08 %. 2007 ging die Unterbringung in 6.151 Fällen (=11,28 %) auf Anträge von Bevollmächtigten zurück (2007: 5.096 = 10,42 %). Die Unterbringungsquote je 10.000 Einwohner lag 2008 zwischen 1,37 (2007: 1,43, Thüringen) und 13,12 (2007: 12,14, Bayern), Mittelwert war 2008 6,44 (2007: 6,08)

  • Genehmigungen nach § 1906 Abs. 4 BGB

Unterbringungsähnliche Maßnahmen wurden im Jahre 2008 91.823 mal (2007: 84.466) genehmigt. Dies ist ein Anstieg von 8,71 % ggü. 2007. 2008 gingen die unterbringungsähnlichen Maßnahmen in 21.227 Fällen (= 21,59 %) auf Anträge von Bevollmächtigten zurück (2007: 16.167 = 19,14 %). Die Quote unterbringungsähnlicher Maßnahmen je 10.000 Einwohner schwankte 2008 zwischen 1,14 (2007: 1,4, Berlin) und 20,27 (2007: 18,19, Bayern), Mittelwert war 11,2 (2007: 10,5).

Betreuungsvereine

Die Zahl der anerkannten Betreuungsvereine sank 2008 von 809 auf 806. Die Zahl der durch Landesmittel geförderten Vereine blieb mit 634 gleich. Die Fördersumme betrug 9,551 Mio Euro (2007: 9,544 Mio. Euro). Dies war bundesweit je 1000 Einwohner eine Summe von 116,48 Euro (2007: 116,08 Euro). Es gibt erhebliche Unterschiede in den Bundesländern. Die kommunale Förderung konnte wegen der Unterschiedlichkeit der Modelle nicht verglichen werden.

Aufwendungsersatz und Vergütung

Die Ausgaben der Staatskasse für Aufwendungsersatz und Vergütungen der Betreuer und Verfahrenspfleger betrugen 2008 nach der Erhebung des BfJ (Sondererhebung Verfahren nach dem BtG) 614,27 Mio Euro und nach der Kostenabfrage des ISG 640,44 Mio Euro. Der Unterschiedsbetrag von 4,1 % kann durch unterschiedliche Zählungverfahren entstanden sein. Der Kostenanstieg ggü. dem Vorjahr beträgt bei beiden Zählungen 6,3 %.

Siehe auch


Literatur

  • Bienwald: Die betreute Republik. Zur übergroßen Zahl von Betreuungsfällen; BtPrax 2002,3
  • Böhm: Warum bestellen die Gerichte so viele (oder so wenige) Betreuer; BtPrtax 1996, 86
  • der Berufsbetreuer/innen: Situation und Perspektiven der Professionalisierung von Berufsbetreuern (bdb argumente Nr. 2), Hamburg 2004
  • Coeppicus, Faszinierende Zahlen zum Betreuungsrecht, Rpfleger 2000,50 sowie
  • ders.: Berichte aus der Praxis; in Einer trage des anderen Last, Tagungsdokumentation der Ev. Akademie Loccum; Rehburg-Loccum, 1999
  • Crefeld: Von den wachsenden Bedürfnissen nach Betreuern in unserer Gesellschaft; in: Einer trage des anderen Last; Tagungsdokumentation der Ev. Akademie Loccum; Rehburg-Loccum, 1999
  • Crefeld: Gesundheitsberichterstattung zur Anwendung des Unterbringungsrechts nach dem PsychKG NRW und dem Betreuungsrecht; FESA-Transfer-Beiträge, Band 12; Bochum 2005, ISSN 0948-2501
  • Deinert: Aktuelle Zahlen zur Praxis des Betreuungsrechtes, FamRZ 1998, 934.
  • ders. Dokumentation Betreuungszahlen 2000; BtPrax 2002, 25
  • ders.: Zur steigenden Zahl von Menschen unter rechtlicher Betreuung; Verbandszeitung des BdB 39/2002, S. 21
  • ders.: Betreuungszahlen 2001; BtPrax 2002, 204
  • ders.: Betreuungszahlen 2002; BtPrax 2003, 257
  • ders.: Betreuungszahlen 2003; BtPrax 2004, 227
  • ders.: Betreuungszahlen 2004; BtPrax 2006, 65
  • ders.: Betreuungszahlen 2005; BtPrax 2007, 3
  • Deutscher Bundestag: Bundestagsdrucksache 13/7133 vom 5.3.1997
  • Dodegge: Warum bestellen die Gerichte so viele Betreuer? BtPrax 1996, 8
  • Funk/Oberlander: Berufsbild und Qualitätssicherung in der Berufsbetreuung; Hamburg 2003
  • Goers: Sind Betreuungsvereine bald Vergangenheit? Ergebnisse einer bundesweiten Befragung; BdB Aspekte 42/2002, 15
  • Hoffmann/Tamayo Korte: Betreuungsrechtliche Praxis in Einrichtungen der stat. Altenhilfe; Stuttgart 2002
  • Lüdecke: Rechtliche Betreuer – die neuen Preistreiber ? BtPrax 2003, 217
  • Marschner: Zivilrechtliche und öffentlich-rechtliche Unterbringung; BtPrax 2006, 125
  • Müller: Zum Recht und zur Praxis der betreuungsrechtlichen Unterbringung; BtPrax 2006, 123
  • Oberloskamp u.a.: Hauptamtliche Betreuer und Sachverständige; Köln 1992
  • Schloemer: Warum regen Krankenhäuser, Altenheime und soziale Diensteso viele Betreuungen an? BtPrax 1996, 12
  • Sellin/Engels: Qualität, Aufgabenverteilung und Verfahrensaufwand bei rechtlicher Betreuung, Köln 2003
  • VGT e.V.: Stellungnahme des VGT vom 24.2.04 zum Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Betreuungsrechts, Anlage 1; *Betrifft: Betreuung Nr. 7, S. 58; Recklinghausen 2004
  • Weinbörner: Zur Vergabe einer rechtstatsächlichen Untersuchung zum Betreuungsrecht; BtPrax 2002, 22
  • Zenz u.a.: Vormundschaft und Pflegschaft für Volljährige, Köln 1987


Weblinks