Betreuungszahlen
Betreuungszahlen 2005 - 2007
- Statistik 2005 als PDF-Datei (1 MB)
- Betreuungsstistik für 2006 und 2007 incl. Förderung von Betreuungsvereinen 2003-07 (PDF)
Die Zahl der Menschen, die rechtlich gem. § 1896 BGB betreut wurden, ist auch 2007 weiterhin angestiegen. Am 31.12.2007 wurden in der Bundesrepublik Deutschland 1.242.180 Menschen rechtlich betreut. Quelle: Bundesministerium der Justiz; GÜ2 (sowie württ. Notariatskammer)
Gegenüber den Zahlen ein Jahr zuvor waren dies 15.542 Personen (2006: 28.265) mehr (Steigerung um 1,27%, Vorjahr 2,37 %). Die Steigerungrate bei den Betreuungszahlen ist auch weiterhin rückläufig. Während in den Jahren 1995 bis 1999 die Steigerung durchschnittlich bei 9,32 % lag, sank sie in den Folgejahren deutlich.
Es gibt weiterhin deutliche Unterschiede in den einzelnen Bundesländern: Während in Baden-Württemberg die Zahl der Betreuungen je 1.000 Einwohner bei 9,57 liegt und damit wie bisher den niedrigsten Wert erreich, sind die Betreuungszahlen im Saarland mit 22,25 gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern mit 19,65 und Sachsen-Anhalt mit 19,37)am höchsten.
Von den im Jahre 2005 erstmalig bestellten Betreuern (Gesamtzahl 232.097) waren 68,3 % ehrenamtlich (Vorjahr 68,3 %).
Die Anteile im Einzelnen:
- 145.021 mal wurden Familienangehörige bestellt, das waren 62,48 % (Vorjahr 142.006 = 62,38 %),
- 13.494 mal wurden sonstige ehrenamtliche Betreuer bestellt, dies entsprech 5,81 % (Vorjahr 14.295 = 6,28 %),
- 58.462 mal wurden selbstständige Berufsbetreuer bestellt = 25,19 % (Vorjahr 55.521 = 24,39 %), davon Rechtsanwälte 8.485 (Vorjahr 8094),
- 13.653 mal wurden Vereinsbetreuer sowie Betreuungsvereine bestellt = 5,88 % (Vorjahr 14.003 = 6,15 %),
- 1467 mal wurden Behördenbetreuer sowie Betreuungsbehörden bestellt = 0,63 % (Vorjahr 1.819 = 0,8 %).
Während der Anteil der familienangehörigen Betreuer gegenüber früheren Jahren nahezu gleich geblieben ist, hat sich der Trend weg vom sonstigen ehrenamtlichen Betreuer, vom Betreuungsverein und von der Betreuungsbehörde hin zum selbstständigen Berufsbetreuer weiter verstärkt.
Im Jahre 2005 waren nach dem Zwischenbericht 2007 des Kölner ISG:
- 26,5 % der von Berufsbetreuern betreuten Personen im Alter von 18 – 39 Jahren,
- 47,0 % im Alter von 40 – 69 Jahren sowie
- 26,5 % 70 Jahre und älter.
Nach dem Zwischenbericht 2007 des Kölner ISG waren folgende medizinische Diagnosen Grundlagen die Bestellung beruflicher Betreuer im Jahre 2005:
- 6,9 % Körperliche Behinderung
- 19,9 % Demenz
- 16,7 % Sucht
- 33,4 % sonstige psychische Krankheit
- 15,9 % geistige Behinderung
- 19,7 % Mischbild Krankheit und Behinderung
Betreuervergütung
Die Zahlungen für Betreuervergütungen und Aufwendungsersatz aus der Staatskasse betrugen 2005 insgesamt 437.304.586 € (Vorjahr 423.761.508 €) und erhöhten sich um 3,2 %. Die Mitte 2005 geäußerten Befürchtungen, die neue pauschale Betreuervergütung werde die Ausgaben der Staatskasse überproportional erhöhen, ist somit nicht eingetreten.
Auf die Zahl der Betreuten umgerechnet, sanken die Ausgaben im Jahre 2005 von 366,00 € auf 364,30 €. Die Pro-Kopf-Belastung je Einwohner für Aufwendungen und Betreuervergütungen lag im Bundesdurchschnitt 2005 bei 5,30 € (Vorjahr 5,14 €).
Verfahrenspfleger
Die Bestellung von Verfahrenspflegern stieg von 92.073 im Jahre 2004 auf 93.493 (Erhöhung um 1,54 %). Unter den bestellten Verfahrenspflegern waren 56.643 mal Rechtsanwälte (60,59 %). Diese Relation ist gegenüber dem Vorjahr nahezu unverändert.
Einwilligungsvorbehalte
Einwilligungsvorbehalte (§ 1903 BGB) wurden 11.652 mal angeordnet (2004: 10.843 Erhöhung um 7,46 %).
Heilbehandlungen
Die Zahl der genehmigten Maßnahmen nach § 1904 BGB (gefährliche Heilmaßnahmen) stieg von 2.646 im Jahre 2004 auf 3.016 (Anstieg um 14 %). In den Jahren zuvor hatten sich die Zahlen dieser Genehmigungen stets rückläufig entwickelt (2002: 3877, 2003: 2824).
Quelle: Bundesministerium der Justiz; Sondererhebung Verfahren nach dem Betreuungsgesetz 1992 - 2004 (Zahlen ab 2000 ohne Hamburg), Grafik: Deinert
Einige weitere Zahlen:
Sterilisationsgenehmigungen (§ 1905 BGB) wurden im Jahre 2005 insgesamt 262 mal erteilt (Erhöhung um 70,1 %). Somit ist der erhebliche Anstieg von 80 Genehmigungen im Jahre 2003 auf 154 Genehmigungen im Jahre 2004 fortgesetzt worden.
Bei Freiheitsentziehenden Maßnahmen ist ein unterschiedlicher Trend festzustellen. Sie wurden wie folgt genehmigt (Zahlen 2004 in Klammern)
- § 1906 Abs. 1 BGB (zivilrechtliche Unterbringung durch Betreuer): 45.778 (46.381); Rückgang um 1,3 % nach einer Steigerung 2004 um 6,5% im Vergleich zu 2003, als 43.383 Unterbringungen nach Betreuungsrecht (BGB) gezählt wurden.
Zum Vergleich: 2004 wurden in Deutschland 62.981 Patienten gegen ihren Willen nach den Unterbringungsgesetzen der Länder untergebracht, 2003 waren es 59.418 (Steigerung um 5,7%).
- § 1906 Abs. 4 BGB (unterbringungsähnliche Maßnahmen): 83.781 (79.391); Anstieg um 5,52 %.
Die Zahl der anerkannten Betreuungsvereine in Deutschland ist weiterhin rückläufig. Bundesweit bestanden Ende 2005 insgesamt noch 853 anerkannte Betreuungsvereine (2003: 902, 2004: 853). Insgesamt wurden 648 Betreuungsvereine mit insgesamt 9.180.109 € gefördert (Vorjahr: 11.161.186 €). Die Landesförderung war somit erneut rückläufig.
Siehe auch
Literatur
- Bienwald: Die betreute Republik. Zur übergroßen Zahl von Betreuungsfällen; BtPrax 2002,3
- Böhm: Warum bestellen die Gerichte so viele (oder so wenige) Betreuer; BtPrtax 1996, 86
- der Berufsbetreuer/innen: Situation und Perspektiven der Professionalisierung von Berufsbetreuern (bdb argumente Nr. 2), Hamburg 2004
- Coeppicus, Faszinierende Zahlen zum Betreuungsrecht, Rpfleger 2000,50 sowie
- ders.: Berichte aus der Praxis; in Einer trage des anderen Last, Tagungsdokumentation der Ev. Akademie Loccum; Rehburg-Loccum, 1999
- Crefeld: Von den wachsenden Bedürfnissen nach Betreuern in unserer Gesellschaft; in: Einer trage des anderen Last; Tagungsdokumentation der Ev. Akademie Loccum; Rehburg-Loccum, 1999
- Crefeld: Gesundheitsberichterstattung zur Anwendung des Unterbringungsrechts nach dem PsychKG NRW und dem Betreuungsrecht; FESA-Transfer-Beiträge, Band 12; Bochum 2005, ISSN 0948-2501
- Deinert: Aktuelle Zahlen zur Praxis des Betreuungsrechtes, FamRZ 1998, 934.
- ders. Dokumentation Betreuungszahlen 2000; BtPrax 2002, 25
- ders.: Zur steigenden Zahl von Menschen unter rechtlicher Betreuung; Verbandszeitung des BdB 39/2002, S. 21
- ders.: Betreuungszahlen 2001; BtPrax 2002, 204
- ders.: Betreuungszahlen 2002; BtPrax 2003, 257
- ders.: Betreuungszahlen 2003; BtPrax 2004, 227
- ders.: Betreuungszahlen 2004; BtPrax 2006, 65
- ders.: Betreuungszahlen 2005; BtPrax 2007, 3
- Deutscher Bundestag: Bundestagsdrucksache 13/7133 vom 5.3.1997
- Dodegge: Warum bestellen die Gerichte so viele Betreuer? BtPrax 1996, 8
- Funk/Oberlander: Berufsbild und Qualitätssicherung in der Berufsbetreuung; Hamburg 2003
- Goers: Sind Betreuungsvereine bald Vergangenheit? Ergebnisse einer bundesweiten Befragung; BdB Aspekte 42/2002, 15
- Hoffmann/Tamayo Korte: Betreuungsrechtliche Praxis in Einrichtungen der stat. Altenhilfe; Stuttgart 2002
- Lüdecke: Rechtliche Betreuer – die neuen Preistreiber ? BtPrax 2003, 217
- Marschner: Zivilrechtliche und öffentlich-rechtliche Unterbringung; BtPrax 2006, 125
- Müller: Zum Recht und zur Praxis der betreuungsrechtlichen Unterbringung; BtPrax 2006, 123
- Oberloskamp u.a.: Hauptamtliche Betreuer und Sachverständige; Köln 1992
- Schloemer: Warum regen Krankenhäuser, Altenheime und soziale Diensteso viele Betreuungen an? BtPrax 1996, 12
- Sellin/Engels: Qualität, Aufgabenverteilung und Verfahrensaufwand bei rechtlicher Betreuung, Köln 2003
- VGT e.V.: Stellungnahme des VGT vom 24.2.04 zum Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Betreuungsrechts, Anlage 1; *Betrifft: Betreuung Nr. 7, S. 58; Recklinghausen 2004
- Weinbörner: Zur Vergabe einer rechtstatsächlichen Untersuchung zum Betreuungsrecht; BtPrax 2002, 22
- Zenz u.a.: Vormundschaft und Pflegschaft für Volljährige, Köln 1987
Weblinks
- Crefeld: Das durchschnittliche Risiko, betreut zu werden (PDF)
- Bericht des Rechnungshofes Baden-Württemberg zu den Betreuungskosten, Stand Mai 2009 (PDF)
- Offener Brief des Bundesverbandes der Berufsbetreuer zu obigem Bericht (PDF)
- Ausführliche Statistik bis 2005 mit grafischen Auswertungen; PDF
- Gesamtstatistik BMJ 1992 - 2008 (PDF)
- Faktenübersicht des BdB
- Forschungsergebnisse der Düsseldorfer Akademie für öff. Gesundheitswesen
- Crefeld: Kommunale Gesundheitsberichterstattung über psychiatrische Unterbringungen (PDF)
- Brill: Mehr Hilfebedürftige? (PDF)
- Statistiken zur Pflegeversicherung