Unterstützte Kommunikation

Aus Online-Lexikon Betreuungsrecht
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Wie kommunziert man, wenn Verbalsprache nicht oder nur eingeschränkt möglich ist.

Allgemeines

Die Betreuer:innen sind nach § 1821 BGB dazu verpflichtet, sich im stetigen Austausch mit den von ihnen zu betreuten Personen zu sein. Um auf die Wünsche und Angelegenheiten von den zu betreuten Menschen eingehen zu können, bedarf es ein hohes Maß an kommunikativen Fähigkeiten. Dies bedeutet alle Arten von Kommunikationen erkennen und deuten zu können. Besonders die Kommunikation von Betreuer:innen und Betreuten ist wichtig, da die Zusammenarbeit zum Ziel hat, die Selbstbestimmung und Selbstwirksamkeit zu unterstützen und zu formen.

Elemente der Kommunikation

Paraverbale Kommunikation/Paralinguistik

Die paraverbale Kommunikation beschäftigt sich damit, wie etwas ausgedrückt wird. Dabei geht es um die Kommunikation, die neben dem Gesprochenen stattfindet. Es gibt unterschiedliche Ausdrucksformen, durch die die paraverbale Kommunikation widerspiegelt. Durch eine bestimmte Wortwahl kann die Kommunikation paraverbal verstanden werden, so kann hier bestimmtes Vorwissen zum Vorschein kommen.

Die Formulierung ist ein weiterer wichtiger Aspekt der paraverbalen Kommunikation. Durch Komplexität, Einfachheit oder Klarheit kann man Sätzen einen unterschiedlichen Ausdruck verleihen. Die Sprache selbst, durch ihre Dialekte, Fremdsprachen oder ihre Soziolekte (gemeinsamer Sprachgebrauch einer sozialen Gruppe) verbirgt eine breite an verschiedenartigen Formen. So kann berufseigene Fachsprache für Außenstehende oftmals unverständlich wirken.

Eine weitere Ausdrucksform der paraverbalen Kommunikation ist die Stimmlage. Je nach Nutzung (hoch, tief) der Höhen kann einem Satz eine differenzierte Bedeutung gegeben werden. Hierzu kann auch die Lautstärke, der Tonfall oder die Tonart genutzt werden. Von laut bis kaum hörbar, monoton bis theatralisch oder von einer Bitte zu einem Befehl lässt die Ausdrucksform verändern.

Die Geschwindigkeit der eigenen Sprache kann auch eine Weise des der Expression sein. So kann aufgrund von Aufregung schnell oder durch viel Ruhe langsam gesprochen werden.

Nonverbalen Kommunikation

Die Nonverbale Kommunikation bezeichnet die nicht sprachliche Kommunikation. Diese bezieht sich auf die Körpersprache bzw. das Verhalten und kann durch Symbole und Zeichen gestützt werden.

Als Ausdrucksformen gilt die Mimik durch das Gesicht (z.B. Ausdruck von Mund, Stirn und Nase) und Gestik (z.B. Ausdruck von Händen, Armen und Füßen) einer Person.

Dabei wird darauf geachtet, wie die Person sich verhält, wie ihre Körperhaltung ist und welche physiologischen Anzeichen die Person zeigt (z.B. Schweißausbrüche, Erröten des Gesichts). Ebenfalls kann Nähe und Distanz einer Person als Möglichkeit der Kommunikation aufgefasst werden. All diese Kommunikationsarten können zusätzlich oder ausschließlich gelesen und gedeutet werden.

Verbale Kommunikation

Die Verbalsprache stellt das gesprochene und geschriebene Wort dar. Dies kann durch einen Austausch von Informationen oder Aussagen stattfinden, aber ebenso durch Appelle. Präverbal werden Ausdrucksformen beschrieben, die nicht dem Ausdruck gleichkommen (Lallen, Vokalisieren).

Unterstütze Kommunikation

Menschen mit Beeinträchtigung, die sich nicht oder nur bedingt äußern können, sind in ihren Kommunikationsmöglichkeiten eingeschränkt.

Zwischenmenschliche Kommunikation lebt von dem Dialog miteinander und dem Austausch von unterschiedlichen Meinungen, Eingebungen, Informationen und eigenen Gedanken. An dieser Stelle kann Unterstützte Kommunikation dazu beitragen, Menschen mit Beeinträchtigungen zu befähigen, an der Gesellschaft teilzuhaben. Hilfsmittel, Techniken und Strategie helfen Menschen, ihre Kommunikationsstörungen mit den eigenen Ressourcen auszugleichen. Unter der Unterstützten Kommunikation versteht man das Ersetzende oder Ergänzende der Lautsprache.

Hierbei werden vier Kommunikationsformen unterschieden.

1. Körpereigene Kommunikationsformen

Hierbei werden alle Formen der Kommunikation durch die Mithilfe des eigenen Körpers verstanden. Dazu zählen die Körperbewegung, Gestik und Mimik, Gebärdensprache, Handbewegungen sowie verbale und vokale Äußerungen (z.B. Lautieren).

2. Nicht elektronische Kommunikation

In der nicht elektronischen Kommunikation gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten, die genutzt werden können. Kommunikationsordner und Kommunikationsbücher sind durch verschiedene Symbole (Metacom) gestützt und ermöglichen ein analoges Kommunizieren. Ebenfalls zählen hier Wort- und Bildkarten, Kommunikationstafeln, Fotoalben und Kommunikationskästen Unterstützend können zusätzlich Spielzeuge als Kommunikationszugang genutzt werden.

3. Elektronische Kommunikationshilfen

Zusätzlich wurden Geräte mit Sprachausgabe in Lautsprache (natürliche oder synthetische) entwickelt, um Lautsprache zu unterstützen oder anzubahnen. Diese Geräte nennt man Talker.

Diese Kommunikationshilfen sind für Menschen gedacht, die ein hohes Sprachverständnis haben, jedoch Probleme, dies zu verbalisieren. Es gibt Personen, die diese Kommunikationshilfen sehr niedrigschwellig nutzen oder aber den Talker sehr hochwellig gebrauchen. Hier entstehen zahlreiche Nutzungsmöglichkeiten.

Zusätzlich gibt es Geräte ohne Sprachausgabe, z. B. zum Anbahnen einer Kommunikation oder zum Betätigen eines Signals, diese nennt man Tasters/Step-by-Step.

4.Gestützte Kommunikation (engl.: Facilitated Communication (FC)

Wenn eine weitere Person einer anderen Person dabei hilft, auf eine Buchstabentafel oder einen PC die erstrebten Buchstaben auszuwählen, da diese/r sich verbal nicht ausdrücken kann, spricht man von Gestützte Kommunikation.

Beratung und Weiterführende Informationen

Literatur

  • Weber, Stephanie/ Köhler, Mareike (2014): Unterstützte Kommunikation im Klinikalltag. Notwendigkeiten und Grenzen. In: Unterstützte Kommunikation 4/2014. Heft 52, S. 9.
  • Wilken, Etta (2014 a): Kommunikation und Teilhabe. In: Etta Wilken (Hrsg.): Unterstützte Kommunikation: Eine Einführung in Theorie und Praxis. 4. Auflage. Stuttgart: Kohlhammer, S. 7–16.
  • Schulz von Thun, Friedemann (2013): Miteinander reden: 1. Störungen und Klärungen. Allgemeine Psychologie der Kommunikation. 49. Auflage. Reinbek: Rowohlt. Miteinander reden 1 - Friedemann Schulz von Thun | Rowohlt
  • Wilken, Etta et al. (2021): Unterstützte Kommunikation: Eine Einführung in Theorie und Praxis. 6. Auflage. Stuttgart: Kohlhammer. Unterstützte Kommunikation (kohlhammer.de)

Weblinks