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==Rechtsschutz gegen Gerichtsentscheidungen des Betreuungsgerichtes==
 
==Rechtsschutz gegen Gerichtsentscheidungen des Betreuungsgerichtes==
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===Neues Beschwerderecht ab 1.9.2009===
      
====Allgemeines====
 
====Allgemeines====
Zum 1.9.2009 ändern sich die Rechtsmittel gegen Beschlüsse des neuen [[Betreuungsgericht]]es im [[Betreuungsverfahren|Betreuungs-]] und [[Unterbringungsverfahren]] durch das neue [[FamFG]]. Dies betrifft sowohl Fristen- wie Formvorschriften und die Personen, die ein Beschwerderecht haben.
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Zum 1.9.2009 änderten sich die Rechtsmittel gegen Beschlüsse des neuen [[Betreuungsgericht]]es im [[Betreuungsverfahren|Betreuungs-]] und [[Unterbringungsverfahren]] durch das neue [[FamFG]]. Dies betrifft sowohl Fristen- wie Formvorschriften und die Personen, die ein Beschwerderecht haben.
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Die Rechtsmittel für [[Gerichtsbeschluss|Gerichtsbeschlüsse]] des Betreuungsgerichtes ab 1.9.2009 heißen weiter '''Beschwerde''', §§ 59 ff. FamFG (und insbes. wenn gegen einen Beschluss eines [[Rechtspfleger]]s in [[Betreuervergütung|Vergütungssachen]] vorgegangen wird, '''Erinnerung''' (§ 11 Rechtspflegergesetz).
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Die Rechtsmittel für [[Gerichtsbeschluss|Gerichtsbeschlüsse]] des Betreuungsgerichtes ab 1.9.2009 heißen weiter '''Beschwerde''', §§ 59 ff. FamFG (und insbes. wenn gegen einen Beschluss eines [[Rechtspfleger]]s in [[Betreuervergütung|Vergütungssachen]] vorgegangen wird, '''Erinnerung''' (§ 11 Rechtspflegergesetz).  
    
Die bisherige '''weitere Beschwerde''' an das Oberlandesgericht wird durch die '''Rechtsbeschwerde''' an den Bundesgerichtshof ersetzt (§§ 70 ff. FamFG).
 
Die bisherige '''weitere Beschwerde''' an das Oberlandesgericht wird durch die '''Rechtsbeschwerde''' an den Bundesgerichtshof ersetzt (§§ 70 ff. FamFG).
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====Neue Rechtsmittelfristen====
 
====Neue Rechtsmittelfristen====
Während Rechtsmittel bisher meist ohne bestimmte Frist eingelegt werden konnten (sog. "einfache" Beschwerde), sind ab 1.9.2009 alle Rechtsmittel befristet. Es gilt eine Frist von einem Monat ab schriftlicher Bekanntgabe (§ 63 FamFG). Gegen [[einstweilige Anordnung]]en und gerichtliche [[Genehmigungen]] gilt eine 2-Wochenfrist.  
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Während Rechtsmittel bisher meist ohne bestimmte Frist eingelegt werden konnten (sog. "einfache" Beschwerde), sind ab 1.9.2009 alle Rechtsmittel befristet. Es gilt eine Frist von einem Monat ab schriftlicher Bekanntgabe (§ 63 FamFG). Gegen [[einstweilige Anordnung]]en und gerichtliche [[Genehmigungen]] gilt eine 2-Wochenfrist, ebenso bei Erinnerungen gegen Rechtspflegerentscheidungen (§ 11 Abs. 2 RpflG). Ist eine Bekanntgabe nicht möglich, beginnt die Rechtsmittelfrist 5 Monate nach der Beschlussfassung.
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In Unterbringungssachen sieht das Gesetz für die Vorführung zur Untersuchung und die Unterbringung zur Begutachtung noch gem. § 322 FamFG i.V.m. § 284 Abs. 3 FamFG noch die so genannte sofortige Beschwerde (mit einer Beschwerdefrist von zwei Wochen) als das zulässige Rechtsmittel an.
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Das gilt auch für die Nichthinzuziehung von Beteiligten, § 7 Abs. 5 FamFG.
    
Soweit der Bezirksrevisor beschwerdeberechtigt ist, hat er eine 3-Monatsfrist (§ 304 FamFG).
 
Soweit der Bezirksrevisor beschwerdeberechtigt ist, hat er eine 3-Monatsfrist (§ 304 FamFG).
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Die Beschwerdefrist beginnt auch dann nach Ablauf der fünfmonatigen Frist des § 63 Abs. 3 Satz 2 FamFG, wenn die erforderliche Zustellung (hier: Beschluss über die Bestellung eines Betreuers an den Betroffenen) mit Mängeln behaftet war.
 
Die Beschwerdefrist beginnt auch dann nach Ablauf der fünfmonatigen Frist des § 63 Abs. 3 Satz 2 FamFG, wenn die erforderliche Zustellung (hier: Beschluss über die Bestellung eines Betreuers an den Betroffenen) mit Mängeln behaftet war.
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'''BGH, Beschluss vom 24. Oktober 2018 XII ZB 188/18''':
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In einer Betreuungssache wird die Beschwerdefrist für einen Betroffenen, der die Aufhebung einer bestehenden Betreuung begehrt, nur dann in Lauf gesetzt, wenn der Beschluss, mit dem die Aufhebung der Betreuung abgelehnt wird, wirksam an den Betroffenen selbst förmlich zugestellt wurde (im Anschluss an Senatsbeschluss vom 10. Juli 2013 - XII ZB 411/12 - FamRZ 2013, 1566).
    
====Neue Beschwerdewerte====
 
====Neue Beschwerdewerte====
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====Neue Formvorschriften====
 
====Neue Formvorschriften====
 
Die Beschwerde (oder Erinnerung) muss beim Amtsgericht eingelegt werden (nicht mehr beim Landgericht, was früher alternativ möglich war). Dieses kann schriftlich oder durch persönliche Vorsprache beim Gericht ("zur Niederschrift") erfolgen (§ 64 FamFG). Jemand, der freiheitsentziehend untergebracht ist, kann die Beschwerde auch beim gericht des Unterbringungsortes einlegen (§§ 305, 336 FamFG).
 
Die Beschwerde (oder Erinnerung) muss beim Amtsgericht eingelegt werden (nicht mehr beim Landgericht, was früher alternativ möglich war). Dieses kann schriftlich oder durch persönliche Vorsprache beim Gericht ("zur Niederschrift") erfolgen (§ 64 FamFG). Jemand, der freiheitsentziehend untergebracht ist, kann die Beschwerde auch beim gericht des Unterbringungsortes einlegen (§§ 305, 336 FamFG).
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Eine elektronische Einlegung ist nach Maßgabe der §§ 14 Abs.2 FamFG, 130a ZPO, § 4 ERVV möglich. Das bedeutet eine qualifizierte digitale Signatur und eine Übermittlung auf sicherem Weg.
    
Die Rechtsbeschwerde muss schriftlich beim Bundesgerichtshof eingelegt werden. Anwaltliche Vertretung beim BGH ist zwingend erforderlich, § 10 Abs. 4 FamFG (außer bei Behörden, diese können sich durch einen Volljuristen der Behörde vertreten lassen). Alle anderen benötigen einen beim BGH zugelassenen Anwalt [http://www.bundesgerichtshof.de/bgh/rechtsanwaelte.php Adressliste siehe hier].
 
Die Rechtsbeschwerde muss schriftlich beim Bundesgerichtshof eingelegt werden. Anwaltliche Vertretung beim BGH ist zwingend erforderlich, § 10 Abs. 4 FamFG (außer bei Behörden, diese können sich durch einen Volljuristen der Behörde vertreten lassen). Alle anderen benötigen einen beim BGH zugelassenen Anwalt [http://www.bundesgerichtshof.de/bgh/rechtsanwaelte.php Adressliste siehe hier].
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Rechtsprechung:
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'''LG Mainz, Beschluss vom 24.10.2018, 8 T 215/18'''
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Eine per einfacher E-Mail an das Gericht übermittelte Bilddatei mit einem (abfotografierten oder eingescannten) von dem Beschwerdeführer eigenhändig unterzeichneten Schriftstück wahrt nicht die gesetzlich vorgeschriebene Schriftform für die Einlegung einer Beschwerde gemäß §§ 64 Abs. 2 S. 1, 14 Abs. 2 FamFG i. V. m. § 103 ZPO.
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'''BGH, Beschluss vom 17.04.2018, XI ZB 4/17'''
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Wird ein bestimmender Schriftsatz mit Computerfax übersandt, kann die gesetzlich erforderliche Schriftform nach § 130 Nr. 6 ZPO entweder dadurch gewahrt werden, dass dieser mit eingescannter Unterschrift des Erklärenden übermittelt wird, oder dadurch, dass auf dem Schriftsatz der Hinweis angebracht wird, dass der benannte Urheber wegen der gewählten Übertragungsform nicht unterzeichnen kann. Es bedarf daher nicht der nachfolgenden Übersendung einer vom Prozessbevollmächtigten eigenhändig unterzeichneten Berufungsschrift. Vielmehr erfüllt das im Übrigen den gesetzlichen Anforderungen genügende Schriftstück, das mit Computerfax übersandt worden ist, für sich die Anforderungen an einen bestimmenden Schriftsatz, wenn ihm eine eingescannte Unterschrift des Prozessbevollmächtigten angefügt ist.
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'''BGH, Beschluss vom 4. September 2019 - XII ZB 148/19'''
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Die gesetzliche Form der Einlegung der Beschwerde durch Erklärung zur Niederschrift der Geschäftsstelle gemäß § 64 Abs. 2 Satz 1 FamFG ist auch gewahrt, wenn die Beschwerde zur Niederschrift des zuständigen Richters eingelegt und die Einlegung von diesem protokolliert wird.
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'''BGH, Beschluss vom 19. Februar 2020 - XII ZB 291/19'''
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# Der Formmangel der fehlenden Unterzeichnung der Beschwerdeschrift kann bis zum Ablauf der Beschwerdefrist behoben werden; hierzu genügt ein vom Beschwerdeführer oder dessen Bevollmächtigten eigenhändig unterzeichnetes Schreiben, welches eindeutig auf die Beschwerdeschrift Bezug nimmt.
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# Die Heilung der fehlerhaften Zustellung einer Entscheidung kommt nur dann in Betracht, wenn eine formgerechte Zustellung von dem Gericht wenigstens angestrebt worden ist; an diesem Zustellungswillen fehlt es, wenn sich das Gericht von vornherein bewusst dafür entscheidet, von der förmlichen Zustellung der Entscheidung an den Beteiligten abzusehen, und die schriftliche Bekanntgabe durch Aufgabe zur Post anordnet.
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'''OLG Dresden, Beschluss vom 04.12.2020, 22 WF 872/20
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# Eine Beschwerde ist unzulässig, wenn sie nicht in der Schriftform nach § 64 Abs. 2 Satz 1 FamFG erhoben wurde. Das E-Mail-to-Fax-Verfahren wahrt dabei nicht das Schriftformerfordernis.
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# Für den Vergütungsantrag eines Umgangspflegers nach dem VBVG ist nicht die Schriftform zu beachten, ein entsprechender Antrag ist formfrei möglich.
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# Da die Kommunikation per nicht weiter gesicherter oder verschlüsselter E-Mail erhebliche Probleme der Datensicherheit darstellt und insbesondere die Vertraulichkeit personenbezogener Daten nicht wahrt, hat sie innerhalb gerichtlicher Verfahren, wenn die Nachricht personenbezogene Daten der Verfahrensbeteiligten enthält, wovon bei der Verwendung von Namen oder Aktenzeichen auszugehen ist, zu unterbleiben, auch wenn ein Verfahrensbeteiligter auf einem solchen Kommunikationsweg besteht.
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'''BGH, Beschluss vom 24. März 2021 - XII ZB 430/20'''
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Verwirft das Beschwerdegericht die Beschwerde als unzulässig und führt hilfsweise aus, dass die Beschwerde auch unbegründet sei, gelten diese Rechtsausführungen des Beschwerdegerichts und grundsätzlich auch seine dazu getroffenen Feststellungen als nicht geschrieben (im Anschluss an Senatsbeschluss vom 23. September 2020 - XII ZB 482/19 - NJW-RR 2020, 1459).
    
====Rechtsmittelbelehrung====
 
====Rechtsmittelbelehrung====
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'''BGH, Beschluss vom 20. August 2014 - XII ZB 205/14''':
 
'''BGH, Beschluss vom 20. August 2014 - XII ZB 205/14''':
 
    
 
    
Nach Erledigung der Hauptsache im Betreuungsverfahren kann von der Betreuungsbehörde kein Feststellungsantrag nach § 62 FamFG gestellt werden (im Anschluss an Senatsbeschlüsse vom 15. Februar 2012 - XII ZB 389/11 - FamRZ 2012, 619, vom 24. Oktober 2012 - XII ZB 404/12 - FamRZ 2013, 29 und vom 13. November 2013 - XII ZB 681/12 - FamRZ 2014, 108).
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Nach Erledigung der Hauptsache im Betreuungsverfahren kann von der Betreuungsbehörde kein Feststellungsantrag nach § 62 FamFG gestellt werden (im Anschluss an Senatsbeschlüsse vom 15.2.2012 - XII ZB 389/11 - FamRZ 2012, 619, vom 24.10.2012 - XII ZB 404/12 - FamRZ 2013, 29 und vom 13.11.2013 - XII ZB 681/12 - FamRZ 2014, 108).
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'''BGH, Beschluss vom 5. November 2014 - XII ZB 117/14''':
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Der Vorsorgebevollmächtigte ist nicht berechtigt, im eigenen Namen gegen einen die Betreuung anordnenden Beschluss Beschwerde einzulegen.
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'''BGH, Beschluss vom 4. März 2015 - XII ZB 396/14''':
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Die Beschwerdeberechtigung naher Angehöriger nach § 303 Abs. 2 Nr. 1 FamFG setzt voraus, dass die Verfahrensbeteiligung gerade in dem Verfahren erfolgt ist, dessen abschließende Sachentscheidung angegriffen werden soll. Eine Verfahrensbeteiligung im Erstverfahren zur Betreuerbestellung genügt da-her nicht, um eine Beschwerdeberechtigung nach § 303 Abs. 2 Nr. 1 FamFG gegen die Entscheidung zu begründen, mit der später der Aufgabenkreis des Betreuers erweitert wird.
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'''BGH Beschluss v 28.7.2015 - XII ZB 674/14'''
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Auch nach einem wirksamen Widerruf der Vorsorgevollmacht durch den Betreuer kann der Bevollmächtigte noch im Namen des Betroffenen Beschwerde gegen die Betreuerbestellung einlegen (Fortführung der Senatsbeschl v 15.4.2015 XII ZB 330/14 FamRZ 2015, 1015 und v 5.11.2014 XII ZB 117/14 FamRZ 2015, 249).
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''''BGH, Beschluss vom 2. Dezember 2015 - XII ZB 283/15''':
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# Macht der Vertragspartner des Betroffenen geltend, ihm gegenüber sei eine zuvor erteilte und nunmehr aufgehobene Genehmigung gemäß § 1829 Abs. 1 Satz 2 BGB wirksam und deshalb nach § 48 Abs. 3 FamFG unabänderlich geworden, steht ihm gegen den die gerichtliche Genehmigung des Vertrags letztlich versagenden Beschluss ausnahmsweise die Beschwerdeberechtigung nach § 59 FamFG zu.
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# Für den Betroffenen beginnt die Beschwerdefrist im Verfahren über die Erteilung einer gerichtlichen Genehmigung mit der nach § 41 Abs. 3 FamFG erforderlichen Bekanntgabe des Beschlusses an ihn selbst zu laufen (Fortführung des Senatsbeschlusses vom 4. Mai 2011 XII ZB 632/10 FamRZ 2011, 1049; Abgrenzung zu Senatsbeschluss vom 12. Februar 2014 XII ZB 592/12 FamRZ 2014, 640).
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# Auch bei der Bekanntgabe durch Aufgabe zur Post nach § 15 Abs. 2 Satz 1 Alt. 2 FamFG ist entsprechend § 184 Abs. 2 Satz 4 ZPO in den Akten zu vermerken, zu welcher Zeit und unter welcher Anschrift das Schriftstück zur Post gegeben wurde. Der Vermerk muss vom Urkundsbeamten der Geschäftsstelle unterschrieben werden.
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'''BGH, Beschluss vom 29. März 2017 - XII ZB 51/16'''
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§ 41 Abs. 1 Satz 2 FamFG, wonach ein anfechtbarer Beschluss demjenigen zuzustellen ist, dessen erklärtem Willen er nicht entspricht, findet im Betreuungsverfahren nicht nur auf den Betroffenen selbst, sondern auch auf die übrigen beschwerdeberechtigten Beteiligten Anwendung (Fortführung von Senatsbeschluss vom 13. Mai 2015 - XII ZB 491/14 - FamRZ 2015, 1374).
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'''BGH, Beschluss vom 21. August 2019 - XII ZB 156/19'''
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Der Vorsorgebevollmächtigte ist nicht berechtigt, im eigenen Namen gegen einen die Einrichtung einer Betreuung ablehnenden Beschluss Beschwerde einzulegen (im Anschluss an Senatsbeschlüsse vom 25. April 2018 - XII ZB 282/17 - FamRZ 2018, 1251 und vom 5. November 2014 - XII ZB 117/14 - FamRZ 2015, 249).
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'''BGH, Beschluss vom 12.12.2018, XII ZB 387/18'''
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Auch nach einem wirksamen Widerruf der Vorsorgevollmacht durch den Betreuer kann der Bevollmächtigte noch im Namen des Betroffenen, nicht aber im eigenen Namen Rechtsmittel gegen die Betreuerbestellung einlegen.
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'''BGH, Beschluss vom 12. Februar 2020 - XII ZB 475/19'''
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# Im Verfahren der freiwilligen Gerichtsbarkeit muss die Person des Beschwerdeführers bei Einlegung der Beschwerde aus der Rechtsmittelschrift selbst oder in Verbindung mit sonstigen Unterlagen oder Umständen erkennbar sein oder doch jedenfalls bis zum Ablauf der Rechtsmittelfrist erkennbar werden (Fortführung von Senatsbeschluss vom 24. Juli 2013 XII ZB 56/13 FamRZ 2013, 1571).
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#) War der Betreuer zum Zeitpunkt seiner Betreuerbestellung zur Übernahme der Betreuung bereit, kann seine nach Wirksamkeit der Bestellung erfolgende Erklärung, die Betreuung nicht mehr führen zu wollen, nicht für sich genommen zu seiner Entlassung aus dem Betreueramt führen, jedoch seine Eignung als Betreuer in Frage stellen.
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# Ist der vom Amtsgericht bestellte Betreuer aufgrund der Erkenntnislage des Beschwerdegerichts nicht mehr zur Führung der Betreuung geeignet, hat das Beschwerdegericht einen geeigneten Betreuer zu bestellen und kann sich nicht auf die Feststellung beschränken, ein bestimmter Beteiligter komme nicht als Betreuer in Betracht.
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# Die Bestellung eines Familienangehörigen, den der Betroffene als Betreuer wünscht, kann mit dem Wohl des Betroffenen unvereinbar sein, wenn dieser entweder persönlich unter den Spannungen zwischen seinen Familienangehörigen leidet oder die Regelung seiner wirtschaftlichen oder sonstigen Verhältnisse wegen der Spannungen innerhalb der Familie nicht gewährleistet ist (im Anschluss an Senatsbeschluss vom 15. Mai 2019 XII ZB 57/19 FamRZ 2019, 1356).
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'''BGH, Beschluss vom 18. März 2020 - XII ZB 474/19'''
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# Gegen eine Entscheidung, mit der eine nach §§ 1908 i Abs. 1 Satz 1, 1822 BGB erforderliche betreuungsgerichtliche Genehmigung versagt wird, kann der Betreuer nur im Namen des Betroffenen, nicht aber im eigenen Namen Beschwerde einlegen.
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# Das Verfahren über die Erteilung der nach §§ 1908 i Abs. 1 Satz 1, 1822 Nr. 2 BGB erforderlichen betreuungsgerichtlichen Genehmigung für die Anfechtung einer Erbschaftsannahme oder einer Erbschaftsausschlagung gehört nicht zu den Verfahren, auf die sich der Anwendungsbereich des § 303 Abs. 2 Nr. 1 FamFG erstreckt (im Anschluss an Senatsbeschluss vom 8. Juli 2015 - XII ZB 292/14 - FamRZ 2015, 1701).
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# In einem Betreuungsverfahren ist Voraussetzung für die Zustellungspflicht nach § 41 Abs. 1 Satz 2 FamFG, dass ein dem Beschluss nicht entsprechender Wille eines Beteiligten im Verfahren für das Gericht erkennbar geworden ist. Ausreichend ist, wenn sich ein entsprechender Wille durch sonstige Äußerungen des Beteiligten oder durch dessen Verhalten im Verfahren erkennen lässt. Bloßes Schweigen auf das Vorbringen eines anderen Beteiligten oder auf eine Äußerung des Gerichts sowie der mutmaßliche Wille eines Beteiligten genügen hierfür nicht (im Anschluss an Senatsbeschluss vom 29. März 2017 - XII ZB 51/16 - FamRZ 2017, 1151).
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'''BGH, Beschluss vom 17. Juni 2020 - XII ZB 574/19'''
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# Das Recht der Beschwerde gegen eine von Amts wegen ergangene Entscheidung steht den Angehörigen nach § 303 Abs. 2 Nr. 1 FamFG im Interesse des Betroffenen nur dann zu, wenn sie im ersten Rechtszug beteiligt worden sind (im Anschluss an Senatsbeschluss vom 16. Januar 2019 XII ZB 489/18 FamRZ 2019, 618).
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# Allein aus der Nennung eines Angehörigen im Rubrum einer betreuungsgerichtlichen Entscheidung lässt sich nicht auf dessen (konkludente) Hinzuziehung zum erstinstanzlichen Verfahren schließen (im Anschluss an Senatsbeschluss vom 27. März 2019 XII ZB 417/18 FamRZ 2019, 1091).
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'''BGH, Beschluss vom 8. Juli 2020 - XII ZB 68/20'''
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# Auch nach einem wirksamen Widerruf der [[Vorsorgevollmacht]] durch den Betreuer kann der Bevollmächtigte noch im Namen des Betroffenen Beschwerde gegen die Erweiterung der Betreuung um die Befugnis des [[Kontrollbetreuer]]s zum Widerruf der Vollmacht einlegen. Die trotz des Widerrufs partiell als fortbestehend anzusehende Vollmacht umfasst auch die Befugnis, zur Durchführung einer Rechtsbeschwerde im Namen des Betroffenen einen beim Bundesgerichtshof zugelassenen Rechtsanwalt zu beauftragen (Fortführung von Senatsbeschluss BGHZ 206, 321 = FamRZ 2015, 1702).
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# Nach der wirksamen Erklärung des Widerrufs ist eine angefochtene [[Betreuerbestellung]] hinsichtlich des Aufgabenkreises Vollmachtwiderruf zwar erledigt. Der Betroffene hat insoweit jedoch die Möglichkeit, die Beschwerde mit dem Ziel der Feststellung einer Verletzung seiner Rechte nach § 62 FamFG fortzuführen.
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# Bei der Erweiterung einer bestehenden Kontrollbetreuung um die Befugnis zum Widerruf einer Vorsorgevollmacht kann nicht gemäß § 293 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 FamFG von der Einholung eines Gutachtens oder eines ärztlichen Zeugnisses abgesehen werden, weil es sich hierbei um eine wesentliche Erweiterung des [[Aufgabenkreis]]es des Kontrollbetreuers handelt.
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'''BGH, Beschluss vom 15. Juli 2020 - XII ZB 147/20'''
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Für die Beschwerdebefugnis naher Angehöriger nach § 303 Abs. 2 Nr. 1 FamFG ist maßgeblich, ob das Rechtsmittel dem objektiven Interesse des Betroffenen dient. Dabei ist ausreichend, dass der Rechtsmittelführer Interessen des Betroffenen zumindest mitverfolgt (im Anschluss an Senatsbeschluss vom  8. Januar 2020 - XII ZB 410/19 - FamRZ 2020, 631).
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'''BGH, Beschluss vom 8. Juli 2020 - XII ZB 68/20'''
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# Auch nach einem wirksamen Widerruf der [[Vorsorgevollmacht]] durch den Betreuer kann der Bevollmächtigte noch im Namen des Betroffenen Beschwerde gegen die Erweiterung der Betreuung um die Befugnis des Kontrollbetreuers zum Widerruf der Vollmacht einlegen. Die trotz des Widerrufs partiell als fortbestehend anzusehende Vollmacht umfasst auch die Befugnis, zur Durchführung einer Rechtsbeschwerde im Namen des Betroffenen einen beim Bundesgerichtshof zugelassenen Rechtsanwalt zu beauftragen (Fortführung von Senatsbeschluss BGHZ 206, 321 = FamRZ 2015, 1702).
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# Nach der wirksamen Erklärung des Widerrufs ist eine angefochtene Betreuerbestellung hinsichtlich des Aufgabenkreises Vollmachtwiderruf zwar erledigt. Der Betroffene hat insoweit jedoch die Möglichkeit, die Beschwerde mit dem Ziel der Feststellung einer Verletzung seiner Rechte nach § 62 FamFG fortzuführen.
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# Bei der Erweiterung einer bestehenden Kontrollbetreuung um die Befugnis zum Widerruf einer Vorsorgevollmacht kann nicht gemäß § 293 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 FamFG von der Einholung eines [[Gutachten]]s oder eines [[Arztzeugnis|ärztlichen Zeugnisses]] abgesehen werden, weil es sich hierbei um eine wesentliche Erweiterung des [[Aufgabenkreis]]es des Kontrollbetreuers handelt.
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'''LG Aachen, Beschluss vom 11.11.2020, 3 T 147/20'''
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Wenn eine Betreuung auf den ausdrücklichen Wunsch eines zur freien Willensbestimmung fähigen Volljährigen verlängert wird, steht es seinen Angehörigen nicht zu, im vorgeblichen Interesse des Betroffenen gegen diese Entscheidung vorzugehen.
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'''LG Lübeck, Beschluss vom 11.01.2021, 7 T 10/21'''
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Dem Betreuer steht gegen die Ablehnung seines Antrags auf betreuungsgerichtliche Genehmigung der Unterbringung ein Beschwerderecht zu.
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'''BGH, Beschluss vom 20. Oktober 2021 - XII ZB 371/21'''
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In einem Betreuungs- oder Unterbringungsverfahren kann dem [[Verfahrenspfleger]] Verfahrenskostenhilfe für das Rechtsbeschwerdeverfahren nicht bewilligt werden.
    
===Anhörungspflichten===
 
===Anhörungspflichten===
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Vor Verwerfung einer Beschwerde wegen Versäumung der Beschwerdefrist ist dem Rechtsmittelführer durch einen Hinweis rechtliches Gehör zu gewähren, um ihm die Möglichkeit zu geben, sich zu der Fristversäumung zu äußern und einen Antrag auf Wiedereinsetzung in den vorigen Stand zu stellen (im Anschluss an Senatsbeschluss vom 24. Februar 2010 - XII ZB 168/08 - FamRZ 2010, 882).
 
Vor Verwerfung einer Beschwerde wegen Versäumung der Beschwerdefrist ist dem Rechtsmittelführer durch einen Hinweis rechtliches Gehör zu gewähren, um ihm die Möglichkeit zu geben, sich zu der Fristversäumung zu äußern und einen Antrag auf Wiedereinsetzung in den vorigen Stand zu stellen (im Anschluss an Senatsbeschluss vom 24. Februar 2010 - XII ZB 168/08 - FamRZ 2010, 882).
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===Rechtsbeschwerde ab 1.9.2009===
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'''LG Mainz, Beschluss vom 10.05.2016, 8 T 43/16''':
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Gemäß § 34 Abs. 3 FamFG kann über die Beschwerde des Betroffenen ohne dessen persönliche Anhörung entschieden werden, wenn dieser ordnungsgemäß sowie unter Hinweis auf die Folgen seines Ausbleibens geladen wurde und dennoch nicht erschienen ist, wenn das Gericht darüber hinaus vergeblich einen Versuch der Anhörung des Betroffenen ohne Zwang in dessen persönlicher Umgebung unternommen hat, und wenn eine Vorführung des Betroffenen nach § 278 Abs. 5 FamFG unverhältnismäßig ist.
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'''BGH, Beschluss vom 8. April 2020 - XII ZB 561/19'''
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Geht aus der persönlich verfassten Beschwerdeschrift des Betroffenen hervor, dass ihm das Sachverständigengutachten vorgelegen hat, ist den Anforderungen des § 37 Abs. 2 FamFG im Ergebnis Genüge getan, auch wenn den Gerichtsakten nicht eindeutig zu entnehmen ist, dass ihm das Gutachten bekanntgegeben worden ist.
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'''BGH, Beschluss vom 16. Juni 2021 - XII ZB 228/21'''
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Von einer erneuten persönlichen Anhörung im Beschwerdeverfahren sind in der Regel zusätzliche Erkenntnisse zu erwarten, wenn der Betroffene an seinem im amtsgerichtlichen Verfahren erklärten Einverständnis mit einer Betreuung im Beschwerdeverfahren nicht mehr festhält (im Anschluss an Senatsbeschluss vom 24. Juni 2015 - XII ZB 98/15 - FamRZ 2015, 1603).
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===Rücknahme der Beschwerde===
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'''BGH, Beschluss vom 21. November 2018 - XII ZB 243/18'''
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Die Rücknahme einer wirksam eingelegten Beschwerde muss zwar nicht ausdrücklich, aber klar und unzweideutig erfolgen; bei Zweifeln ist der Erklärung des Beschwerdeführers die Bedeutung beizumessen, welche die geringeren verfahrensrechtlichen Folgen nach sich zieht.
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===Rechtsbeschwerde an den BGH===
    
Die Rechtsbeschwerde an den BGH ist nur mit Zulassung durch das Landgericht möglich.  
 
Die Rechtsbeschwerde an den BGH ist nur mit Zulassung durch das Landgericht möglich.  
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Die Entlassung des bisherigen Betreuers gemäß § 1908 b I BGB wird nicht von den §§ 70 III Satz 1 Nr. 1, 271 Nr. 1 FamFG erfasst. Deshalb ist die Rechtsbeschwerde gegen einen Beschluss des Beschwerdegerichts in einem solchen Verfahren ohne Zulassung durch das LG nicht statthaft (im Anschluss an Senatsbeschluss vom 09.02.2011 - XII ZB 364/10 - FamRZ 2011, 632).
 
Die Entlassung des bisherigen Betreuers gemäß § 1908 b I BGB wird nicht von den §§ 70 III Satz 1 Nr. 1, 271 Nr. 1 FamFG erfasst. Deshalb ist die Rechtsbeschwerde gegen einen Beschluss des Beschwerdegerichts in einem solchen Verfahren ohne Zulassung durch das LG nicht statthaft (im Anschluss an Senatsbeschluss vom 09.02.2011 - XII ZB 364/10 - FamRZ 2011, 632).
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'''BGH, Beschluss vom 22.08.2012, XII ZB 141/12''':
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Die nach § 39 FamFG zu erteilende Rechtsbehelfsbelehrung muss auch über einen bestehenden Anwaltszwang informieren.
    
'''BGH, Beschlüsse vom 19.12.2012, XII ZB 241/12 und XII ZB 557/12''':  
 
'''BGH, Beschlüsse vom 19.12.2012, XII ZB 241/12 und XII ZB 557/12''':  
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# Rechtsmittelverfahren in Unterbringungssachen sind auch unter Geltung des Gesetzes über Kosten der freiwilligen Gerichtsbarkeit für Gerichte und Notare vom 23. Juli 2013 (Gerichts- und Notarkostengesetz - GNotKG) gerichtsgebührenfrei. Diese Gebührenfreiheit gilt ebenfalls für unstatthafte Rechtsmittel.
 
# Rechtsmittelverfahren in Unterbringungssachen sind auch unter Geltung des Gesetzes über Kosten der freiwilligen Gerichtsbarkeit für Gerichte und Notare vom 23. Juli 2013 (Gerichts- und Notarkostengesetz - GNotKG) gerichtsgebührenfrei. Diese Gebührenfreiheit gilt ebenfalls für unstatthafte Rechtsmittel.
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====Rechtsnormen zur Beschwerde ab 1.9.2009====
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'''BGH Beschl v 11.2.2015,  XII ZB 48/14''':
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Die in einer Betreuungssache im Namen des Betroffenen eingelegte Rechtsbeschwerde ist unzulässig, wenn der sich für ihn legitimierende Rechtsanwalt nur von dem insoweit nicht vertretungsberechtigten Verfahrenspfleger beauftragt wurde (im Anschl an Senatsbeschl v 14.8.2013 - XII ZB 270/13 - juris).
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'''BGH, Beschluss vom 1. Juli 2020 - XII ZB 161/19'''
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Hat nach Erledigung einer einstweiligen Maßnahme das Beschwerdegericht über einen Antrag gemäß § 62 FamFG befunden, so ist auch gegen diese Entscheidung eine Rechtsbeschwerde nach § 70 Abs. 4 FamFG nicht statthaft (im Anschluss an Senatsbeschluss vom 11. September 2013 - XII ZA 54/13 - FamRZ 2013, 1878).
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===Rechtsnormen zur Beschwerde ab 1.9.2009===
 
*§ 39 FamFG Rechtsmittelbelehrung
 
*§ 39 FamFG Rechtsmittelbelehrung
 
*§§ 58 FamFG Beschwerde
 
*§§ 58 FamFG Beschwerde
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*§ 304 FamFG Rechtsmittel der Staatskasse (Bezirksrevisor)
 
*§ 304 FamFG Rechtsmittel der Staatskasse (Bezirksrevisor)
 
*§§ 305, 336 FamFG Beschwerde eines [[Unterbringung|Untergebrachten]]
 
*§§ 305, 336 FamFG Beschwerde eines [[Unterbringung|Untergebrachten]]
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Die nachstehenden Ausführungen beziehen sich noch auf das alte Recht.
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===Rechtsmittel gegen Beschlüsse nach altem Recht===
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Aufgrund der Übergangsbestimmungen können auch noch längere Zeit nach dem 1.9.2009 Beschlüsse nach altem Verfahrensrecht getroffen werden. Erkennbar ist das daran, dass in dem Beschluss noch FGG-Paragraphen erwähnt werden. In solchen Fällen gilt das frühere Beschwerderecht weiter. Die Ausführungen finden Sie nachstehend.
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====Beschwerdeberechtigung====
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Rechtsprechung:
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'''[http://www.jurathek.de/showdocument.php?session=O&ID=5711&referrer=417 OLG Jena, Beschluss vom 28.04.2003], 6 W 136/03 ''':
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Zur Anfechtung einer die Entlassung des Betreuers betreffenden Verfügung sind nach § 20 FGG beschwerdebefugt außer dem Betroffenen selbst die (bisherige) Betreuerin und die zuständige Betreuungsbehörde. Dritten, darunter auch nahen Verwandten und – wie hier – dem Ehegatten, steht aus dieser Vorschrift kein Beschwerderecht zu (vgl. Senat, Beschluss vom 17.12.2002, {{Rspr|6 W 517/02}}).
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====Rechtsmittel durch den Betreuten====
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Gegen alle [[Gerichtsbeschluss|Entscheidungen]] des [[Vormundschaftsgericht]]es kann die betreute Person Rechtsmittel einlegen. Hierbei handelt es sich um die (unbefristete) einfache Beschwerde, sofern nicht gemäß {{Zitat-dej|§|69g|fgg}} Abs. 4 BGB die (befristete) sofortige Beschwerde stattfindet. Die Beschwerde kann schriftlich oder persönlich (durch Niederschrift) beim Gericht eingelegt werden. Einzulegen ist die Beschwerde bei der Geschäftsstelle entweder des Gerichtes, dessen Entscheidung angefochten wird oder des Beschwerdegerichtes, dies ist das Landgericht ({{Zitat-dej|§|19|fgg}} Abs. 2 und {{Zitat-dej|§|21|fgg}} FGG ). Auch der [[Verfahrenspfleger]] hat ein Beschwerderecht.
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Rechtsprechung:
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'''BayObLG, Beschluss vom 10.11.2004, 3Z BR 212/04''', FamRZ 2005, 834:
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Dem Betroffenen steht gegen die Entscheidung des Vormundschaftsgerichts, mit dem ein Antrag des Betreuers auf Genehmigung der geschlossenen [[Unterbringung]] abgelehnt worden ist, kein Beschwerderecht zu.
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''' OLG Rostock, Beschluss vom 15.08.2006, 3 W 54/06''', FamRZ 2007, 302 (Ls.):
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Die Überprüfung der Rechtmäßigkeit einer Betreuungsanordnung ist auch dann noch möglich, wenn die Befristung der vorläufigen Betreuung bereits abgelaufen ist. Es handelt sich hierbei um eine tiefgreifend in die [[Grundrechte]] eingreifende Entscheidung des Gerichts, da diese den Betroffenen in seinen freien Entscheidungen und damit in seinen Grundrechten aus Art. 2 Abs. 1 GG einschränkt. Ein effektiver Rechtsschutz gebietet es dann, dem Betroffenen ein Rechtsschutzinteresse dahin zuzubilligen, den Grundrechtseingriff auf seine Rechtmäßigkeit überprüfen zu lassen.
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'''OLG München, Beschluss vom 20.12.2006, 33 Wx 248/06''', BtMan 2007, 106 (LS) = BtPrax 2007,81 = MDR 2007, 482 = OLGR 2007, 166 = FamRZ 2007, 743 = NJW-RR 2007, 1087:
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Der Betroffene ist gegen die Aufhebung der Betreuung beschwerdebefugt, wenn er die Aufrechterhaltung der Betreuung anstrebt (Abgrenzung zu BayObLG MDR 2001, 94).
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'''OLG München,  Beschluss vom 28.07.2008, 33 Wx 164/08''', FamRZ 2008, 2216 = FGPrax 2008, 209:
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Hat das Landgericht eine Betreuungsmaßnahme als ungerechtfertigt
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aufgehoben und die Erstattung der notwendigen Auslagen des Betroffenen
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durch die Staatskasse angeordnet, ist eine weitere Beschwerde mit dem
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Ziel der ausdrücklichen Feststellung der Rechtswidrigkeit der
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Betreuungsmaßnahme nicht zulässig. In diesem Fall besteht weder ein
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allgemeines Bedürfnis für eine Fortsetzungsfeststellung noch ein
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konkretes Rechtsschutzinteresse des Betroffenen.
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'''OLG Köln, Beschluss vom 22.08.2008; 16 Wx 149/08''', FamRZ 2009, 724 = FGPrax 2009, 69:
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Keine Beschwerde gegen Betreuungsanordnung nach Erledigung der
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Betreuung durch Aufhebung
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Wurde eine Betreuung nach Einlegen der Beschwerde wegen fehlender
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Erforderlichkeit aufgehoben, so ist eine Beschwerde gegen die Anordnung
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der Betreuung unzulässig, da die Sache erledigt ist. Dies gilt auch für
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den Fall, dass sich das Gericht bei der [[Aufhebung der Betreuung]] nicht
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mit der in der Beschwerde vorgebrachten Rechtswidrigkeit der Betreuung
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auseinandergesetzt hat. Es gibt keinen Anspruch, dass das Gericht, das
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im Ergebnis im Sinne des Rechtsmittelführers entschieden hat, sich
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zugleich zu sämtlichen rechtlichen Fragen äußert.
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'''Rechtsprechung zur Akteneinsicht:'''
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'''OLG München, Beschluss vom 20.07.2006, 33 Wx 151/06''', FamRZ 2006, 1621:
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# Dem Betroffenen bzw. einem nichtanwaltlichen Verfahrensbevollmächtigten ist zur Wahrung des rechtlichen Gehörs grundsätzlich Einsicht in die Betreuungsakten auf der Geschäftsstelle und die Fertigung von Kopien zu gestatten. Die Nichterhebung von Auslagen für Ablichtungen wird dabei insbesondere dann in Betracht kommen, wenn der Einsichtsberechtigte geltend macht, dass er aus sachlichen Gründen benötigte Schriftstücke noch nicht erhalten habe oder aus nachvollziehbaren Gründen über diese nicht (mehr) verfüge.
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# Der schriftlichen Anforderung von zu kopierenden Aktenbestandteilen muss nur entsprochen werden, wenn geltend gemacht werden kann, dass ein Aufsuchen der Geschäftsstelle zum Zweck des eigenhändigen Kopierens unzumutbar ist oder die angeforderten Schriftstücke zuvor unter Verstoß gegen das rechtliche Gehör nicht von Amts wegen übermittelt wurden
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====Durch den Betreuer====
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Der Betreuer hat nach {{Zitat-dej|§|69g|fgg}} Abs. 1 FGG die Möglichkeit, Rechtsmittel gegen die Entscheidungen des Vormundschaftsgerichtes einzulegen. Hierbei handelt es sich um die (unbefristete) einfache Beschwerde, sofern nicht gemäß {{Zitat-dej|§|69g|fgg}} Abs. 4 BGB die (befristete) sofortige Beschwerde stattfindet. Gegen Entscheidungen des [[Rechtspfleger]]s beim Vormundschaftsgericht ist die Erinnerung als Rechtsmittel zulässig (§ 11 RPflG); der [[Rechtspfleger]] kann der Erinnerung abhelfen; hilft er nicht ab, legt er die Erinnerung dem Richter vor. Der Vormundschaftsrichter entscheidet über die Erinnerung; hält er die Erinnerung aber für unzulässig oder zwar für zulässig, aber unbegründet, legt er sie dem übergeordneten Landgericht vor. Die Erinnerung gilt nun als Beschwerde.
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====Beschwerde im eigenen Namen====
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Erinnerungsberechtigt bzw. beschwerdeberechtigt ist nach {{Zitat-dej|§|20|fgg}} Abs. 1 FGG nur der, dessen Recht durch die gerichtliche Entscheidung beeinträchtigt ist. Ein solches eigenes Recht des Betreuers ist nicht bei allen Betreuungsentscheidungen beeinträchtigt. Beispielsweise hat der Betreuer kein Beschwerderecht im eigenen Namen gegen die [[Aufhebung der Betreuung]], weil er kein eigenes Recht auf Fortbestand der Betreuung hat (BayObLG FamRZ 1994, 1189).
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Rechtsprechung:
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'''Kammergericht Berlin, Beschluss vom 27.09.2005, 1 W 169/05, BtPrax 2006, 39''':
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Lehnt das Vormundschaftsgericht die Erforderlichkeit einer weiteren Betreuung wegen einer von dem Betroffenen früher erteilten Generalvollmacht ab und entlässt den  bereits bestellten Betreuer gegen dessen Willen, so kann dieser im eigenen Namen sofortige Beschwerde einlegen, wenn zugleich ein [[Kontrollbetreuer]] bestellt wird. In einem solchen Fall wird die Betreuung als solche nicht aufgehoben, sondern lediglich der [[Aufgabenkreis]] und die Person des Betreuers neu bestimmt.
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====Beschwerde im Namen des Betreuten====
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Der Betreuer kann gegen eine Entscheidung, die seinen [[Aufgabenkreis]] betrifft, auch im Namen des Betreuten Beschwerde einlegen, {{Zitat-dej|§|69g|fgg}} Abs. 2 FGG. Da der Betreute durch Betreuungsentscheidung stets in seinen Rechten im Sinne von {{Zitat-dej|§|20|fgg}} Abs. 1 FGG verletzt ist, wird durch {{Zitat-dej|§|69g|fgg}} Abs. 2 FGG die Beschwerdemöglichkeit des Betreuers wesentlich erweitert.
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====Rechtsprechung:====
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'''OLG Düsseldorf, Beschluss vom 23.01.1995, {{Rspr|3 Wx 347/94}} ''':
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Dem neu bestellten Betreuer steht kein eigenes Beschwerderecht zu. Im entschiedenen Fall wurde ein Betreuer zunächst gegen seinen Willen entlassen und gleichzeitig ein neuer Betreuer vom Amtsgericht bestellt. Das Landgericht hob die Entlassung des ursprünglichen Betreuers jedoch wieder auf und machte die Neubestellung wieder rückgängig. In diesem Fall steht dem neuen Betreuer kein eigenes Beschwerderecht zu.
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'''OLG Schleswig, Beschluss vom 20.04.2005, 2 W 250/04''', FamRZ 2006, 289 (Ls.) = FGPrax 2005, 214:
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Das eigene Beschwerderecht des Betreuers setzt voraus, dass die Entscheidung seinen [[Aufgabenkreis]] unmittelbar betrifft. Im Rahmen von § 1908 b Abs. 3 BGB ist § 1897 Abs. 4 BGB anzuwenden und der Wunsch des Betreuten auf Bestellung eines neuen Betreuers unabhängig von seiner [[Geschäftsfähigkeit]] zu berücksichtigen. Für diesen Wunsch reicht es aus, dass der Betreute sich an seinen Verfahrensbevollmächtigten gewandt hat, ihn im Entlassungsverfahren zu vertreten, und er sich dessen Vorschlag eines neuen Betreuers zu eigen macht.
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'''OLG München, Beschluss vom 20.07.2005, 33 Wx 75/05''', FamRZ 2006, 146 (Ls.):
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# Ein Betreuer (hier: Sohn der Betroffenen) ist im eigenen Namen beschwerdeberechtigt, wenn einem Verfahrensbeteiligten Akteneinsicht gewährt wird und die Akten auch wesentliche Informationen über die persönlichen, namentlich finanziellen, Verhältnisse des Betreuers enthalten.
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# Interessen des Betreuers an der Geheimhaltung des Akteninhalts überwiegen nicht das verfassungsrechtlich gewährleistete Informationsinteresse des Verfahrensbeteiligten, wenn die Akteneinsicht diesem auch die Beurteilung der Geeignetheit des Betreuers ermöglichen kann und im Übrigen nicht offensichtlich rechtsmissbräuchlich verlangt wird.
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'''OLG München, Beschluss vom 24.08.2006, 33 Wx 222/05''', FamRZ 2007, 168 = FGPrax 2006, 264:
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# Hebt das AG eine Betreuung auf, weil es den bisherigen Betreuer wegen mangelnder Eignung entlassen muss und der geschäftsfähige Betroffene die Bestellung eines anderen Betreuers ablehnt, so steht dem bisherigen Betreuer ausnahmsweise eine Beschwerdebefugnis gegen die Aufhebung der Betreuung zu.
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# Stellt sodann das Beschwerdegericht fest, dass mangels psychischer Erkrankung eine Betreuung nicht mehr erforderlich ist, so kann es die insoweit nicht entscheidungserhebliche Frage der Eignung des Betreuers und seine Pflichtverletzungen nicht zu einem eigenständigen Gegenstand des Beschwerdeverfahrens machen.
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'''LG Stuttgart, Beschluss vom 5.11.2007, 10 T 220/07''':
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Das Recht, unbefristet Beschwerde gegen eine Betreuungsanordnung einzulegen, ist verwirkt, wenn es erst mehr als zwei Jahre nach Wirksamwerden der angegriffenen Entscheidung ausgeübt wird und der Beschwerdeführer zunächst in einem gesonderten Verfahren, die [[Aufhebung der Betreuung]] oder die Auswechslung des eingesetzten Betreuers begehrte.
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'''OLG München, Beschluss vom 24.06.2008, 33 Wx 118/08 und 33 Wx 119/08''', FamRZ 2008, 2062 = FGPrax 2008, 206
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Über eine zulässig eingelegte Beschwerde gegen die Ablehnung einer
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Betreuungsaufhebung hat regelmäßig das Landgericht in der Sache zu
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entscheiden. Es kann die Entscheidung nicht deswegen zurückstellen, weil
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demnächst im Hinblick auf den vom Vormundschaftsgericht festgelegten
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Überprüfungszeitpunkt erstinstanzlich über die Aufhebung oder
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Verlängerung der Betreuung zu befinden ist. Das gilt auch dann, wenn das
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Amtsgericht bereits eine Begutachtung der Betroffenen angeordnet hat.
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'''OLG München,  Beschluss vom 28.07.2008, 33 Wx 164/08''', FamRZ 2008, 2216 = FGPrax 2008, 209:
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Hat das Landgericht eine Betreuungsmaßnahme als ungerechtfertigt
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aufgehoben und die Erstattung der notwendigen Auslagen des Betroffenen
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durch die Staatskasse angeordnet, ist eine weitere Beschwerde mit dem
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Ziel der ausdrücklichen Feststellung der Rechtswidrigkeit der
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Betreuungsmaßnahme nicht zulässig. In diesem Fall besteht weder ein
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allgemeines Bedürfnis für eine Fortsetzungsfeststellung noch ein
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konkretes Rechtsschutzinteresse des Betroffenen.
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====sofortige Beschwerde====
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[[Bild:PZU.jpg|250px|right]]
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Die sofortige Beschwerde findet nach {{Zitat-dej|§|69g|fgg}} Abs. 4 FGG statt bei der Anordnung, Erweiterung, Einschränkung, Ablehnung oder Aufhebung von [[Einwilligungsvorbehalt]]en , Zurückweisung der Weigerung, sich zum Betreuer bestellen zu lassen, Entlassung eines Betreuers gegen seinen Willen, Einschränkung des Aufgabenkreises und [[Aufhebung der Betreuung]]. Auch Gerichtsentscheidungen in [[Unterbringungsverfahren|Unterbringungssachen]] sind stets mit dem Rechtsmittel der sofortigen Beschwerde anfechtbar ({{Zitat-dej|§|70m|fgg}} FGG).
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Die sofortige Beschwerde muss binnen 2 Wochen ab Bekanntgabe des Gerichtsbeschlusses eingelegt werden ({{Zitat-dej|§|22|fgg}} FGG), für die einfache Beschwerde gibt es keine Frist. Sie kann schriftlich oder mündlich (zur Niederschrift) eingereicht werden.
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Die Rechtsmittel können schriftlich eingelegt werden, und zwar sowohl bei dem Gericht, das den Beschluss erlassen hat oder dem Gericht, das über das Rechtsmittel entscheiden kann (außer sofortige Erinnerung, diese ist immer beim Amtsgericht einzulegen). Die Einlegung per Telefax ist zulässig, der Beschwerdeführer muss aber den Eingang nachweisen. Der Eingang bei Gericht muss vor 24.00 Uhr des letzten Tages erfolgen (auch Einwurf in Nachtbriefkasten des Gerichtes ist möglich). Für die Einlegung via E-Mail fehlen derzeit flächendeckend die Voraussetzungen (digitale Signatur). Das Schreiben soll unterschrieben sein; bei der weiteren sofortigen Beschwerde an das OLG ist darüber hinaus die Unterschrift eines Rechtsanwaltes zwingend erforderlich ({{Zitat-dej|§|29|fgg}} Abs. 2 FGG), fehlt diese Unterschrift, liegt keine wirksame Einlegung vor.
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Es reicht zunächst zur Fristwahrung aus, wenn das Rechtsmittel als solches eingereicht wird, die Begründung kann nachgereicht werden.
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Wird die Frist unverschuldet versäumt (z.B. Erkrankung, Urlaub), so kann binnen 14 Tagen nach dem Ende der Verhinderung Wiedereinsetzung in den vorigen Stand beantragt werden. Die Art der Verhinderung ist auf Anfrage nachzuweisen.
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Soweit ein Rechtsmittel von einer gerichtlichen Zulassung abhängt, kann das Rechtsmittel auf bestimmte Fragestellungen beschränkt werden.
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Das Rechtsmittel kann auch persönlich bei den genannten Gerichten zur Niederschrift eingelegt werden. Dies bedeutet, dass das Rechtsmittel bei Gericht protokolliert wird.
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Handelt es sich bei der Gerichtsentscheidung um eine solche, die ein Rechtspfleger treffen darf, wird das Rechtsmittel als Erinnerung bezeichnet (§ 11 Rechtspflegergesetz). Für die Einlegung und die Frist gilt das oben Gesagte.
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Auch gegen die Festlegung der Höhe der [[Betreuervergütung]] aus dem Vermögen der betreuten Person (§ 1836 Abs. 1 BGB ) durch den Rechtspfleger kann der Betreute das Rechtsmittel  einlegen.
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Über die Erinnerung hat der zuständige Vormundschaftsrichter zu entscheiden ({{Zitat-dej|§|18|fgg}} Abs. 1 FGG ). Hilft er ihr nicht ab, so wird sie als Beschwerde betrachtet und vom Landgericht entschieden.
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Das Vormundschaftsgericht hat in den Fällen der einfachen Beschwerde stets die Möglichkeit, seine Entscheidung selbst abzuändern. Bei der sofortigen Beschwerde gilt dies nicht, hier hat stets das Landgericht als Beschwerdegericht zu entscheiden ({{Zitat-dej|§|18|fgg}} Abs. 2 FGG).
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Das Beschwerdegericht (Landgericht) hat die Möglichkeit, die Entscheidung des Vormundschaftsgerichtes durch einstweilige Anordnung außer Vollzug zu setzen ({{Zitat-dej|§|24|fgg}} Abs. 3 FGG). Ein derartiger Antrag sollte bei Eilbedürftigkeit stets gestellt werden.
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====Weitere Beschwerde/Rechtsbeschwerde====
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Die Beschwerdeentscheidung des Landgerichtes kann unter den Voraussetzungen des {{Zitat-dej|§|27|fgg}} FGG (bei einer Gesetzesverletzung) mit dem Rechtsmittel der weiteren Beschwerde beim Oberlandesgericht angefochten werden. In Bayern ist das OLG München, in Berlin das Kammergericht zuständig. Siehe unten für die Rechtslage ab 1.9.2009.
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Rechtsprechung:
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'''OLG München, Beschluss vom 20.01.2006, 33 Wx 9/06''', FamRZ 2006, 558 = FGPrax 2006, 87:
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Lehnt das Betreuungsgericht die Genehmigung einer geschlossenen Unterbringung ab und genehmigt nach sofortiger Beschwerde des Betreuers auf dessen Antrag hin das Landgericht die Unterbringungsmaßnahme vorläufig durch  einstweilige Anordnung, ist das statthafte Rechtsmittel hiergegen die sofortige weitere Beschwerde.
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'''BGH, Beschlüsse vom 19.12.2012,  XII ZB 241/12 und XII ZB 557/12''':
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Zur Unzulässigkeit der zulassungsfreien Rechtsbeschwerde bei der Bestellung eines Ergänzungsbetreuers nach §§ 1899 Abs. 4, 1908 i Abs. 1, 1795 Abs. 1, 1796, 181 BGB
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====Vorlage an den Bundesgerichtshof====
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Das Oberlandesgericht kann (anders als VormG und Landgericht) nicht von einer anders lautenden Entscheidung eines anderen Oberlandesgerichtes abweichend. Beabsichtigt es solches, hat es die weitere Beschwerde als sog. Divergenzvorlage dem Bundesgerichtshof vorzulegen ({{Zitat-dej|§|28|fgg}}Abs. 2 FGG). Der Bundesgerichtshof entscheidet dann abschließend. Eine eigene Vorlage an den BGH durch einen der Verfahrensbeteiligten ist nicht zulässig. Sollte aber eine abweichende Entscheidung eines anderen OLG bekannt sein, sollte in der weiteren Beschwerde darauf hingewiesen werden.
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====Anhörungsrüge ({{Zitat-dej|§|29a|fgg}} FGG)====
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Gegen Entscheidungen, gegen die kein ordentliches Rechtsmittel zulässig ist, kann das Rechtsmittel der Anhörungsrüge (ebenfalls binnen 14 Tagen) eingelegt werden, wenn das Gericht es unterlassen hat, einem Verfahrensbeteiligten rechtliches Gehör einzuräumen (vgl. {{Zitat-dej|§|56g|fgg}} Abs. 2 und 3 FGG). In diesem Falle ist das gerichtliche Verfahren fortzusetzen.
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====Sonstige Beschwerdeberechtigte====
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Gegen Gerichtsentscheidungen können neben der betreuten Person selbst sein Verfahrenspfleger, der Betreuer, nahe Familienangehörige , die Betreuungsbehörde (bei Unterbringungen auch der Leiter der Einrichtung, in der sich der Betroffene aufhält) Beschwerde einlegen. Die Rechtsgrundlagen finden sich in {{Zitat-dej|§|69g|fgg}} FGG ([[Betreuerbestellung]]en) und in {{Zitat-dej|§|70m|fgg}} FGG ( [[Unterbringung]]en).
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====Beschwerderecht der Betreuungsbehörde====
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Gerichtsentscheidungen, durch die ein Betreuer bestellt oder ein [[Einwilligungsvorbehalt]] angeordnet wird, sind der [[Betreuungsbehörde]] stets bekanntzugeben ({{Zitat-dej|§|69a|fgg}} Abs. 2 Satz 1 FGG). Sonstige Gerichtsentscheidungen in Betreuungssachen werden der Betreuungsbehörde mitgeteilt, wenn sie zuvor im Verfahren Gelegenheit zur Stellungnahme erhielt (§ 69 a Abs. 2 Satz 2 i.V.m. {{Zitat-dej|§|68a|fgg}} Satz 1 FGG).
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Durch die Mitteilungen erhält die Behörde Kenntnis von der ungefähren Zahl von Betreuungen, die ein Betreuer führt. Hierdurch hat die Behörde die Möglichkeit, im Beschwerdeverfahren Bedenken gegen eine zu hohe "Fall"zahl zu erheben, wenn nach ihrer Ansicht eine persönliche Betreuung nicht mehr möglich ist ).
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Die Betreuungsbehörde hat nach {{Zitat-dej|§|69g|fgg}} Abs. 1 FGG die Möglichkeit, Rechtsmittel gegen diese Entscheidungen des Vormundschaftsgerichtes einzulegen. Hierbei handelt es sich um die (unbefristete) einfache Beschwerde, sofern nicht § 69 g Abs. 4 BGB die (befristete) sofortige Beschwerde stattfindet. Letztere ist binnen 2 Wochen ab Bekanntgabe zu erheben ({{Zitat-dej|§|22|fgg}} FGG ). Einzulegen ist die Beschwerde schriftlich oder mündlich zu Protokoll der Geschäftsstelle entweder des Gerichtes, dessen Entscheidung angefochten wird oder des Beschwerdegerichtes, dies ist das Landgericht (§ 21 FGG i.V.m. § 19 Abs. 2 FGG ).
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====Beschwerderechte von Angehörigen====
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'''[http://www.sozial.de/default.htm?archiv/a411.php3 BGH, (auf Vorlage des OLG Köln), Beschluss vom 04.10.1996], {{Rspr|XII ZB 7/96}} '''BGHZ 132, 157 = NJW 1996, 1825 = FamRZ 1996, 607 = NJ 1996, 613:
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Zur Beschwerdebefugnis naher Angehöriger des Betreuten hinsichtlich der Auswahl des Betreuers (hier verneint für die Ablehnung des Begehrens der Tochter, den bestellten Betreuer zu entlassen und ihr selbst die Betreuung zu übertragen).
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'''OLG Düsseldorf, Beschluss vom 14.11.1994, 3 Wx 494/94 ''':
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# Zur Entlassung eines Betreuers ist das Vormundschaftsgericht nur im Verhältnis zum Betroffenen, nicht auch gegenüber dessen nahen Angehörigen verpflichtet.
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# Die Ablehnung der Entlassung eines Vermögensbetreuers begründet auch dann kein Beschwerderecht für einen Angehörigen, wenn dieser seine eigene Betreuerbestellung erstrebt.
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# Die Beschwerdebefugnis aus § 57 Abs. 1 Nr. 9 FGG ist nicht zur Wahrnehmung von Eigeninteressen verliehen.
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'''BezG Frankfurt/Oder, Beschluss vom 30.03.1993, 11 T 7/93''':
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# Die sofortige Beschwerde findet statt gegen eine Entscheidung, durch die der Betreuer gegen seinen Willen entlassen worden ist.
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# Eine Entscheidung, mit der der Betreuer ohne Angaben von Gründen entlassen wird, enthält einen schweren Mangel und verstößt gegen § 12 FGG.
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'''LG München I, Beschluss vom 20.03.1995, 13 T 5118/95''':
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Verwandte des Betreuten sind nicht berechtigt, gegen den eine Entlassung des Betreuers ablehnenden Beschluss Beschwerde einzulegen.
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'''Beschluss des BayObLG vom 10.10.1995, 3Z BR 205/95''', NJW-RR 1996, 174:
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Seit 1989 bestand für einen betreuungsbedürftigen Mann eine Pflegschaft. Als Pfleger wurde ein Rechtsanwalt eingesetzt. Mit Inkrafttreten des Betreuungsgesetzes im Jahre 1992 wurde die Pflegschaft in eine Betreuung umgewandelt. Die Mutter des Betreuten beantragte, an Stelle des Rechtsanwalts als Betreuerin eingesetzt zu werden. Damit war ihr Sohn nicht einverstanden. Das Vormundschaftsgericht folgte dem Willen des Betreueten und lehnte den Antrag ab.  Hiergegen legte die Mutter Rechtsmittel ein. Das Bayerische Oberste Landesgericht sprach der Mutter das Beschwerderecht gegen die Entscheidung ab, da das Vormundschaftsgericht zur Entlassung des Betreuers gesetzlich allenfalls gegenüber dem Betreuten, nicht jedoch gegenüber dem Angehörigen verpflichtet ist.
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'''LG Krefeld, Beschluss vom 01.02.1993, 33 XVII P 1408''', BtPrax 1993, 106:
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SACHVERHALT: Ein Rechtsanwalt wurde zum Betreuer einer Frau bestellt. Der Ehemann hat hiergegen Beschwerde eingelegt.
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ENTSCHEIDUNG:Die Beschwerdebefugnis des Ehemannes wurde bejaht.
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GRÜNDE: Gemäß {{Zitat-dej|§|20|fgg}} Abs. 1 FGG steht jedem das Beschwerderecht zu, dessen Recht durch die Verfügung beeinträchtigt ist. Eine an Art 6 Abs. 1 GG orientierte Auslegung des {{Zitat-dej|§|1897|bgb}} Abs. 4 BGB in Verbindung mit § 20 I FGG führe zu dem Ergebnis, dass zumindest dem Ehegatten bzw. den Eltern und Kindern bei ihrer Nichtberücksichtigung als Betreuer ein Beschwerderecht einzuräumen sei. Der in Art 6 GG normierte Schutz von Ehe und Familie gebiete es, dem hiervon erfaßten Personenkreis bei einer so in das Familienleben einschneidenden Maßnahme wie der Bestellung und Auswahl eines Betreuers einen Anspruch auf Berücksichtigung seiner Interessen, mithin ein Beschwerderecht gegen die betreffende gerichtliche Entscheidung einzuräumen.
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'''LG Oldenburg, Beschluss vom 18.05.1993, 8 T 372/93:'''
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Sachverhalt: Eine Betreuung mit den Aufgabenkreisen Gesundheits- und Vermögenssorge war angeordnet worden. Die Tochter des Betreuten wurde als Betreuerin bestellt. Dagegen legte der Bruder Beschwerde ein. Er verlangte die Bestellung einer außenstehenden Person, da er der Betreuerin nicht vertrauen könne. Entscheidung: Das LG Oldenburg hat diese Beschwerde nach § 69 g FGG als zulässig angesehen. (anders entschieden hatte das LG Zweibrücken in einem ähnlich gelagerten Fall).
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In der Sache selbst hatte die Beschwerde nur deshalb keinen Erfolg, weil die lapidare Erklärung des Beschwerdeführers kein Verttrauen in die Betreuerin zu haben, nicht ausreichend sei, um begründete Zweifel an der Zuverlässigkeit und Geeignetheit hervorzurufen.
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'''BayObLG, Beschluss vom 17.03.1994, 3Z BR 12/94''', FamRZ 1995, S 302'''
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Mit notariellem Vertrag vom 12.7.1993 verkaufte die Betreute, vertreten durch ihren Betreuer, ein Hausgrundstück unter Vorbehalt der vormundschaftsgerichtlichen Genehmigung. Diese Genehmigung erteilte das AmtsG am 2.8.1992. Auf der Rückseite der ihm zugegangenen vormundschaftsgerichtlichen Genehmigung vermerkte der Notar am 5.8.1993: "Gemäß den mir erteilten Vollmachten habe ich umstehende Genehmigung heute entgegengenommen, dem anderen Vertragsteil mitgeteilt und diese Mitteilung in Empfang genommen."
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Mit Schreiben vom 30.8.1993 legte der Sohn der Betreuten gegen die Erteilung der vormundschaftsgerichtlichen Genehmigung Beschwerde ein. Rechtspfleger und Richter am AmtsG halfen nicht ab. Das LG verwarf die Beschwerde mit Beschluss vom 4.11.1993 als unzulässig. Hiergegen richtet sich die weitere Beschwerde des Sohnes.
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Die zulässige weitere Beschwerde ist nicht begründet. Das LG hat die Erstbeschwerde zu recht als unzulässig verworfen. Das LG hat ausgeführt, die Beschwerde sei unzulässig, weil dem Sohn der Betreuten eine Beschwerdeberechtigung i.S. von § 20 Abs. 1 FGG nicht zustehe. Der Sohn bewohne das nunmehr verkaufte Anwesen. Ihm stehe keinerlei dingliches Wohnrecht zu. Allein das Bestehen eines Mietverhältnisses stelle kein Recht i.S. von § 20 FGG dar. Darüber hinaus liege keine Beeinträchtigung vor, da der Mietvertrag auch bei Veräußerung des Grundstücks bestehen bleibe. Weitere Rechte oder geschützte Interessen des Sohnes seien nicht ersichtlich.
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'''OLG Schleswig, Beschluss vom 18.02.1998, 2 W 5/98 ''', FamRZ 1998, 963
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Söhne eines Betreuten sind im Verfahren über die Verlängerung der Betreuerbestellung, sowohl was die Betreuung als auch was die Person des Betreuers betrifft, beschwerdeberechtigt.
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'''LG Oldenburg , Beschluss vom 05.06.1996, 8 T 617/95''', FamRZ 1996, 1343 = Rpfleger 1997, 21:
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Beschwerderecht des nichtehelichen Lebenspartners gegen die Betreuerbestellung: Das Beschwerderecht gemäß § 69 g FGG steht auch dem Partner einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft zu.
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'''OLG Oldenburg, Beschluss vom 31.07.1996, 5 W 127/96''', NJW-RR 1997, 451:
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Wird für den Betroffenen eine Betreuung angeordnet, steht dem Lebenspartner dagegen kein Beschwerderecht zu.
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'''BayObLG, Beschluss vom 22.01.1998, 4Z BR 1/98, BayObLGZ 1998, 10''': kein Beschwerderecht des Lebenspartners gegen die Bestellung eines Betreuers
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Dem Lebenspartner des Betroffenen steht gegen die Bestellung eines Betreuers kein Beschwerderecht zu.
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'''OLG München, Beschluss vom 28.07.2005, 33 Wx 108/05''', FamRZ 2006, 146 (Ls.):
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Angehörige eines Betreuten, die keine Beschwerdebefugnis gegen die Sachentscheidung des Gerichts haben, können keine Akteneinsicht verlangen, wenn sie lediglich ein Interesse an der Meinungsbildung des VormG (BetrG) vor der Genehmigung eines Grundstücksverkaufs behaupten.
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'''OLG Köln, Beschluss vom 23.08.2006, 16 Wx 69/06 u. 16 Wx 187/06''':
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# Nach Abschluss des ursprünglichen Betreuerbestellungsverfahrens sind „Anträge” naher Angehöriger zu einem Betreuerwechsel lediglich bloße Anregungen an das Vormundschaftsgericht, von Amts wegen tätig zu werden.
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# Wenn das Vormundschaftsgericht nicht tätig wird, sondern es bei der bestandskräftigen Betreuerbestellung belässt, steht dem Angehörigen keine Beschwerdebefugnis, und zwar weder nach § 20 Abs. 1 FGG noch nach § 20 Abs. 2 FGG gegen diese Entscheidung zu.
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'''LG München, Beschluss vom 14.02.2007, 33 Wx 244/06''', FamRZ 2007, 584 (Ls.) = FGPrax 2007, 43:
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Begehrt der Sohn der Betroffenen mit der Beschwerde die [[Betreuerwechsel|Entlassung der bestellten Betreuerin]] und die eigene Bestellung als Betreuer, ist diese Beschwerde mangels Beschwerdebefugnis unzulässig. Sein Entlassungsbegehren stellt lediglich eine Anregung an das Gericht dar, nach § 1908b BGB einzuschreiten. Für die Beschwerdebefugnis wird jedoch vorausgesetzt, dass in ein subjektives Recht der Beteiligten eingegriffen wird. Eine solche Verletzung liegt durch die Ablehnung der Entlassung der Betreuerin durch das erstinstanzliche Gericht nicht vor.
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'''OLG Karlsruhe, Beschluss vom 04.09.2007, 19 Wx 35/07 ''', MDR 2007, 1319 = FamRZ 2008, 184 (Ls.) = FGPrax 2008, 21:
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Die Lebensgefährtin eines Betreuten besitzt kein Beschwerderecht gegen die Betreuungsanordnung. Insoweit hat weder die Lebensgefährtin eines Betreuten einen Anspruch darauf, dass die Betreuungsanordnung unterbleibt noch auf eine bestimmte Betreuerauswahl oder darauf, selbst zur Betreuerin bestellt zu werden. Auch aus § 57 FGG kann keine Beschwerdeberechtigung hergeleitet werden, da diese Norm weder direkt noch entsprechend im [[Betreuungsverfahren]] anwendbar ist. Die Lebensgefährtin zählt auch nach § 69g Abs. 1 FGG nicht zum Kreis der Beschwerdeberechtigten.
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'''OLG München, Beschluss vom 23.04.2008, 33 Wx 056/08 und 33 Wx 70/08''', FamRZ 2008, 1659 (Ls.) = FGPrax 2008, 157:
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Ist eine Betreuung auf Antrag der Betroffenen eingerichtet worden, schließt dies eine Beschwerde privilegierter Angehöriger hiergegen aus. Dasselbe gilt auch, wenn die Verlängerung einer solchen Betreuung im  ausdrücklich erklärten Ein-verständnis der Betroffenen beschlossen wird.
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====Rechtsmittel bei der Betreuerentschädigung====
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Beschlüsse, die zu [[Betreuervergütung|Entschädigungsansprüchen]] von Vormündern, Pflegern und Betreuern ergehen, müssen keine Rechtsmittelbelehrung enthalten. Es wird von der Rechtsprechung vorausgesetzt, dass zumindest beruflich tätige Betreuungspersonen in der Lage sein müssen, sich über die Formen und Fristen möglicher Rechtsmittel selbst zu informieren. Ab 1.9.2009 ist nach § 39FamFG bei jedem Beschluss eine Rechtsmittelbelehrung nötig.
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'''Wer ist zur Einlegung von Rechtsmitteln berechtigt (§ 20 FGG)'''
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Die nachfolgenden Rechtsmittel können nur von Verfahrensbeteiligten eingelegt werden, die durch den jeweiligen Beschluss beschwert sind . Beschwert ist der antrag stekllende Betreuer, wenn das Gericht seinem Antrag nicht in vollem Maße stattgibt.
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Bei der Bestellung eines [[Vereinsbetreuer]]s ist der [[Betreuungsverein]] beschwerdeberechtigt, bei einem [[Behördenbetreuer]] die [[Betreuungsbehörde]].
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Beschwert ist der Betreute (bzw. sein [[Verfahrenspfleger]]), wenn die Ansicht besteht, dass die zugebilligte Entschädigung (Aufwendungsersatz bzw. Vergütung) dem Antragsteller nicht oder nicht in voller Höhe zusteht oder die Staatskasse wegen [[Mittellosigkeit]] zur Zahlung verpflichtet sei ({{Zitat-dej|§|1836d|bgb}} BGB). Gleiches gilt für den Erben des verstorbenen Betreuten ({{Zitat-dej|§|1836e|bgb}} BGB).
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Der Vertreter der Staatskasse (Bezirksrevisor) ist dann beschwerdeberechtigt, wenn nach seiner Ansicht entweder die zugebilligte Entschädigung nicht oder nicht in dieser Höhe zu gewähren ist oder wenn anstelle der Staatskasse der gesetzlich Vertretene wegen nicht bestehender Mittellosigkeit zahlungspflichtig sein soll .
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Formen und Fristen der Rechtsmittel (§§ 21, 22 FGG)
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Für alle nachträglich beschriebenen Rechtsmittel gilt eine Frist von 14 Tagen. Die Frist beginnt mit der förmlichen Zustellung des Gerichtsbeschlusses an den Beschwerdeberechtigten. Der Tag, an welchem der Beschluss zugestellt wird, wird bei der Frist nicht mitgerechnet ({{Zitat-dej|§|187|bgb}} BGB). Ist der letzte Tag der Frist ein Samstag, Sonntag oder gesetzlicher Feiertag, endet die Frist mit dem Ende des darauf folgenden Werktages.
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'''Rechtsmittel gegen Beschlüsse des Vormundschaftsgerichtes'''
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Beim Beschluss des Vormundschaftsgerichtes ist zu unterscheiden: wie hoch ist der Beschwerdewert, also der Unterschied zwischen dem, was man beantragt und dem, was das Gericht beschlossen hat (bzw. beim Zahlungspflichtigen zwischen dem, was das Gericht beschlossen und was man selbst für gerechtfertigt hält). Liegt diese Summe nicht höher als 150 Euro, ist das Rechtsmittel die sofortige Erinnerung. Liegt die Summe über 150 Euro oder hat das Vormundschaftsgericht selbst die sofortige Beschwerde wegen der grundsätzlichen Bedeutung zugelassen, ist das Rechtsmittel die sofortige Beschwerde. Handelt es sich um eine Frage von grundsätzlicher Bedeutung, sollte ggf. die Zulassung der sofortigen Beschwerde beantragt werden. Ein solcher Antrag ist jedoch keine zwingende Voraussetzung für die Zulassung.
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'''Sofortige Erinnerung (§ 11 Abs. 2 RpflG)'''
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Die sofortige Erinnerung wird beim Vormundschaftsgericht eingelegt. Der [[Rechtspfleger]], der den angefochtenen Beschluss erlassen hat, kann dem Rechtsmittel abhelfen. Tut er das nicht, hat er die Erinnerung dem Vormundschaftsrichter vorzulegen, der abschließend entscheidet. Allerdings können nach überwiegender Auffassung sowohl Rechtspfleger als auch Vormundschaftsrichter nachträglich bei der Einlegung der Erinnerung wegen der Grundsätzlichkeit der Sache die sofortige Beschwerde zulassen . In diesem Falle wird die Erinnerung als sofortige Beschwerde betrachtet und an das Landgericht weitergegeben. Hierzu muss eine begründete Nichtabhilfeentscheidung getroffen werden.
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Sofortige Beschwerde (§§ 22, 56g Abs. 5 FGG)
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Die sofortige Beschwerde wird beim Vormundschaftsgericht oder beim Landgericht eingelegt. Es kann ein weiterer Tatsachenvortrag erfolgen (z.B. Geltendmachung höheren Stundenansatzes), es können neue Beweismittel benannt werden ({{Zitat-dej|§|23|fgg}} FGG). Die jeweils anderen Verfahrensbeteiligten müssen Gelegenheit zur Stellungnahme erhalten (Grundsatz des rechtlichen Gehörs). Soweit nur der Betreuer, nicht jedoch einer der anderen Verfahrensbeteiligten Rechtsmittel eingelegt hat, ist eine Kürzung von Vergütungsansprüchen durch das Landgericht nicht zulässig. Das Landgericht entscheidet grundsätzlich abschließend.
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'''Rechtsmittel gegen Beschlüsse des Landgerichtes'''
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Gegen den Beschluss des Landgerichtes kann zur Entscheidung beim Oberlandesgericht nur dann ein weiteres Rechtsmittel (weitere sofortige Beschwerde) eingelegt werden, wenn das Landgericht es ausdrücklich wegen der Grundsätzlichkeit der Angelegenheit zulässt. Deshalb sollte ggf. bei der sofortigen Beschwerde bei grundsätzlichen Fragen dieses beantragt werden. Die Zulassung der weiteren sofortigen Beschwerde ist aber nicht von einem Antrag abhängig.
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'''Sofortige weitere Beschwerde (§ 27 FGG)'''
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Ist sie zugelassen, kann die sofortige weitere Beschwerde beim Vormundschaftsgericht, beim Landgericht oder beim Oberlandesgericht (in Bayern OLG München, in Berlin Kammergericht) eingelegt werden. Wird sie schriftlich eingelegt, ist zwingend die Unterschrift eines Anwaltes nötig. Die Zulässigkeit der weiteren Beschwerde setzt dabei nicht voraus, dass die Beschwerdeschrift von einem Rechtsanwalt abgefasst ist, sondern es genügt, wenn er sie durch seine Unterschrift billigt. Die weitere sofortige Beschwerde kann nicht auf neue Beweise gestützt werden, es geht hierbei darum, ob das Landgericht das Recht korrekt angewendet hat.
      
==Literatur==
 
==Literatur==
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*Bienwald, Werner, Zur Frage der Rechtsmitteleinlegung durch einen Betreuer gegen seine eigene Entlassung aus einem Teil seiner Aufgabenkreise, FamRZ 2004, 735
 
*Bienwald, Werner, Zur Frage der Rechtsmitteleinlegung durch einen Betreuer gegen seine eigene Entlassung aus einem Teil seiner Aufgabenkreise, FamRZ 2004, 735
 
*[http://www.bt-portal.de/fileadmin/BT-Prax/Fachbeitraege_PDF/Politische_Aspekte/Knittel_FGG-Refom_03_08.pdf Knittel: Auf dem Weg zur FGG-Reform. Kritische Betrachtungen zur geplanten Beschränkung der Rechtsmittel in Betreuungs- und Unterbringungssachen; BtPrax 2008, 99 (PDF)]
 
*[http://www.bt-portal.de/fileadmin/BT-Prax/Fachbeitraege_PDF/Politische_Aspekte/Knittel_FGG-Refom_03_08.pdf Knittel: Auf dem Weg zur FGG-Reform. Kritische Betrachtungen zur geplanten Beschränkung der Rechtsmittel in Betreuungs- und Unterbringungssachen; BtPrax 2008, 99 (PDF)]
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*Krüger/Schüßler: Typische Probleme des Betreuungsrechts aus Sicht der Rechtsbeschwerde; NJW 2020, 430
 
*Maurer: Due Rechtsmittel in Familiensachen nach dem FamFG; FamRZ 2009, 465
 
*Maurer: Due Rechtsmittel in Familiensachen nach dem FamFG; FamRZ 2009, 465
 
*Netzer: Das Rechtsmittelrecht im neuen Gesetz über das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit (FamFG); ZNotP 2009, 30
 
*Netzer: Das Rechtsmittelrecht im neuen Gesetz über das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit (FamFG); ZNotP 2009, 30
 
*Schael: Die Statthaftigkeit von Beschwerde und sofortiger Beschwerde nach dem neuen FamFG, FPR 2009, 11
 
*Schael: Die Statthaftigkeit von Beschwerde und sofortiger Beschwerde nach dem neuen FamFG, FPR 2009, 11
 
*Schürmann: Die Rechtsmittel nach dem FamFG, FamRB 2009, 24
 
*Schürmann: Die Rechtsmittel nach dem FamFG, FamRB 2009, 24
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*Seggewiße/Weber: Die Reformation in Perus im Betreuungsverfahren; BtPrax 2017, 142
 
*Sonnenfeld: Rechtsmittel in Betreuungs- und Unterbringungsverfahren; BtPrax 2009, 167
 
*Sonnenfeld: Rechtsmittel in Betreuungs- und Unterbringungsverfahren; BtPrax 2009, 167
 
*Vorwerk: Einstweilige Anordnung, Beschluss, Rechtsmittel und Rechtsmittelbelehrung nach dem FGG-RG, FPR 2009, 8
 
*Vorwerk: Einstweilige Anordnung, Beschluss, Rechtsmittel und Rechtsmittelbelehrung nach dem FGG-RG, FPR 2009, 8

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